‚Memento’ ist ein gutes Album der beiden Hamburger Elektroniker Unterart. Warum ist dies nun der Fall, ist die Musik doch nicht grundsätzlich neu oder besonders imposant inszeniert? Es ist halt oft die kleine Prise Verständnis für das was man generell macht, das Wagnis Unterschiedliches geeignet zusammenzuführen und das Quäntchen Gespür bei der Wahl der Waffen; gesanglich, textlich und musikalisch. Genau diese intelligente Vorgehensweise zur Erstellung des Endprodukts hört man bei Unterart positiv heraus. Klar gibt es hier auch bessere und schlechtere Songs, aber selbst bei der Novalis-Trilogie, die im Hard-Electro-Bereich angesiedelt ist, greift man zumindest auf die Werke des Freiherrn von Hardenberg zurück und verzichtet dabei auf naiv ins Stück gesamplete Obszönitäten, wie man sie mal gerne im Genre verwendet. Noch immer hat man primär den Dancefloor im Blick, nur vereinzelt wird die Stimme des ‚Lords’ auch mal komplett gemäßigt eingesetzt. Schade eigentlich, denn das steht ihm zum Beispiel in der düsteren Ballade ‚Atrophied’ wirklich gut! Zurück zum tanzbaren 4/4-Takt. Hier sticht ein Song besonders hervor: der Opener ‚Now or Never’ mit seinen dahingekrächtzten Strophen, die wundersam durch einen dem Ohr schmeichelnden Chorus ergänzt werden und so im Ganzen die Masse begeistern müssen. Der Titel des ersten Albums, Noise and Grace, beschreibt dieses Zusammenspiel wohl am besten. Das Konzept der harschen Strophen gepaart mit melodiösem Refrain zieht sich durch das Album und wird nur stellenweise unterbrochen, so bspw. beim Titelsong ‚Memento’, der insgesamt zahmer aber dadurch nicht weniger gut erscheint. Musikalisch überrascht ‚Pariah’ mit Drum’N’Bass Elementen während ‚The Antagonist’ dem klassischen Songmuster folgend ein weiterer sicherer Treffer ist. Durch die gesangliche Vielseitigkeit wird ‚Memento’ eine breite Zuhörerschaft erreichen und die Genre-Grenzen glücklicherweise weiter aufweichen. Ist eigentlich schon ein Remix-Album angekündigt? Der Gedanke, dass so etwas entstehen könnte, liegt bei der vorliegenden Basis sehr, sehr nahe.