Die neuen Bundesländer scheinen sich langsam zum Talentschuppen elektronischer Popmusik zu entwickeln. Viele Bands, deren Mitglieder zu jener nachwachsenden Generation zählen, die eben nicht im Zuge der achtziger Jahre-Euphorie um Depeche Mode und Co. mit dem Musizieren begannen, schicken sich an, das Land mit einer dritten Synthiepopwelle zu beglücken. Angesichts der sukzessive schrumpfenden Zielgruppe sind derlei optimistische Floskeln möglicherweise blindem Wunschdenken geschuldet, doch konnte dies die neue Electropop-Hoffnung aus Zwickau, „Unique Strain“, nicht davon abhalten, ihr Debütalbum „Represantation of Life“ in Eigenregie zu veröffentlichen, die Promotion über soziale Netzwerke im Internet zu organisieren und auf Youtube mit sympathisch produzierten Videoclips für sich zu werben. Die Hausaufgaben hat die Band, bestehend aus Marcel Grocholla und Oliver Bachmann, also gemacht. Wie steht es um Qualität des dargebotenen Liedguts? Das Album teilt sich grob gesagt in zwei Hälften. Die ersten vier Songs vermögen den Hörer leider nicht vom Hocker zu reißen. Hier sind die beiden Sachsen auf Nummer sicher gegangen, um potentielle Fans nicht zu verschrecken. Zu sehr dominanten Drums werden lockere Keyboardparts geboten, die in den Refrains jeweils in arg simple, an schlimme Eurodancemusik aus dem letzten Jahrtausend erinnernde Massenware münden. Das alles zieht ohne Wirkung am linken Ohr vorbei, während sich der rechte Gehörgang nach Tempodrosselung, emotionalen Gesangparts und Originalität sehnt. Hier versuchen Unique Strain zwanghaft, zum Mitwippen einladende Songs zu schreiben und vergessen dabei, dass ihr avisierter Hörerkreis nicht im Formatradioumfeld zu verorten sein dürfte. Nach der anfänglichen Ernüchterung ist die eingeleitete Wende ab dem fünften Song, „Now you tease me“, umso erstaunlicher. Das Kirmeskarussell wird in die Garage geschoben, der Refrain kommt deutlich ungezwungener rüber, die Beats treten zugunsten der Melodien in den Hintergrund. Auch die Danceversion von „Forever“ vermag zu überzeugen, beim folgenden „Mr. Bogeyman“ treten Einflüsse der frühen achtziger Jahre zum Vorschein und erweitern das Soundspektrum um eine weitere Nuance. „Two“ ist zwar ein vorübergehender Rückfall in die erste Albumhälfte, doch dies geschah vermutlich aus purer Absicht, um den mit Abstand besten Song des Albums, „The Calling“, im Vergleich noch großartiger erscheinen zu lassen. Mit dieser leicht melancholischen Midtemponummer hieven Unique Strain ihre Musik auf ein höheres Level. Sänger Oliver spielt mit seiner Stimme und der Soundteppich wird von harmonischen Strings getragen – eine wahrhaft herausragende Komposition. In Relation zu anderen Debüts so mancher Nachwuchssynthiepopper haben Unique Strain unter dem Strich gute Arbeit abgeliefert. Der Gesamteindruck wird von der Tracklist getrübt, in der die vier schlechtesten, weil mutlosesten Lieder an den Anfang platziert wurden. Es ist der Band zu wünschen, dass sie die Konturen ihrer Musik künftig noch stärker betont und dabei an die zweite Albumhälfte anknüpft. „The Calling“ ist der Orientierungsrahmen, an dessen Ecken und Kanten weitere Popsongs geschliffen werden können.