Wer ist Dein Gott? Aus philosophischer und theologischer Perspektive sorgt diese Frage regelmäßig für heiße Köpfe und rote Gesichter. Die drei Schweizer Thommy, Patrik und Fran alias Undergod. haben daraus einen Song bzw. gleich ein ganzes Album mit krachigen Rocksongs gebastelt. Undergod. ist die seit Ende 1997 bestehende Band, welche aus den Mitgliedern der damals niedergelegten Projekten Erotic Jesus und Gurd neu geschaffen wurde. Obschon diese beiden Bands über Jahre hinweg recht erfolgreich waren, in ganz Europa mit bekannten Acts wie den Manic Street Preachers, Porno For Pyros sowie Quicksand auf Tour gegangen sind und mit ihren Veröffentlichungen in der Presse hoch punkten konnten, stimmte die Chemie unter den Bandmitgliedern nicht und auch mit dem damaligen Label klappte es nicht so ganz. Mit dem neu hinzugeholten Bassisten Patrik verwirklichten Thommy und Fran nun als Undergod. ihre Vorstellungen von Musik. Nach den ersten Demos und dem rau-rockigen Debüt „Aurora“ (1998) fassten Undergod. in der Musiklandschaft langsam Fuß und supporteten bereits die kanadische Industrial-Metal Größe Voi Vod. Drei Jahre später erschien das zweite Album mit dem Titel „Trapped“, das in der City of Grunge, Seattle, aufgenommen wurde. Nicht nur in der Schweiz, auch in Deutschland wurde die Veröffentlichung als der Knaller im Industrial/Alternative-Bereich gefeiert. Im Frühjahr 2002 schließlich ging das Trio als Support von Zeromancer auf Tour und erschloss sich damit eine neue Fangemeinde. Es folgten weitere Touren mit Bands wie Foetus, Clawfinger und Disturbed, im Winter letzten Jahres begleiteten die drei Schweizer dann die Riesen-Combo „Letzte Instanz“ auf einer Kurz-Tour. Die genannten Bands, die Undergod. in ihrer Vergangenheit bereits supporteten, lassen erahnen, wie der Sound des eidgenössischen Trios wohl klingt. Weder haben wir es hier mit 90er Grunge noch mit „echtem“ Industrial, sondern mit einer recht elektronisch, aber auch krachig geprägten Variante des Alternative/Crossover zu tun. Irgendwo zwischen Ministry, Disturbed und modernen Nu-Metal Tönen bewegen sich die elf Tracks (plus einem Bonus-Track am Ende) und sind irgendwie weder Fisch noch Fleisch. Nach dem kurzen Keyboard-Intro regieren auf „Who’s Your God“ hauptsächlich ein dumpfer Bass, harte, groovende E-Gitarrenriffs und ein meist schnelles Drumming. Hie und da gibt es recht düstere Synthie-Einsprengsel und vereinzelt industrielles Donnergrollen. Dazu die aggressive, wutentbrannte Stimme von Thommy Baumgartner, und fertig ist die Mixtur für eine gnadenlose „Bang your head“- und Pogo-Ausflipp-Session. Doch auf die Dauer bleiben die Songs bzw. das Album in seiner Gesamtheit etwas farblos, wenngleich einem hierdas pure, harte und erbarmungslose Leben mit rotziger Punk-Attitüde vor den Latz geknallt wird – wie es sich für den Alternative-/Crossover-Bereich eben gehört. Daran kann auch der Einbau der sehr schönen (wieder einmal typischen) Quotenballade „Nothing Really“ nichts ändern, die mit dunklen Klavierparts eine ruhig-verträumte Atmosphäre verströmt und eine kleine Pause gönnt. Tracks wie “Breathe“ oder „Killing Me“ sind ohne Zweifel echte Powerpakete, teilweise mit raffinierten Gitarrensoli und hitkompatiblen Synth-Strukturen, Loops und Samples (hier hatte Erik Ljunggren von Zeromancer seine Finger mit im Spiel) ausgestattet, trotzdem fehlt dieser Platte der richtige Knaller, das zündende Element. Sämtliche Songs tragen unverkennbar die Handschrift von Undergod., aus der breiten Masse des Alternative-/Crossover-Feldes vermögen sie sich jedoch nur schwer herauszuheben. Nach einiger Zeit ist man doch geneigt, nicht mehr ganz so deutlich hinzuhören und das Ganze nur noch als Hintergrundmusik wahrzunehmen. Für nicht 100%ige Fans dieses Genres könnte die Platte sogar schnell langweilig werden. Trotzdem: Undergod. spielen technisch versiert und haben ein Handchen für Songs, die wie die Faust ins Gesicht treffen. Also: reinhören, am besten mehrmals und laut – und dann selbst entdecken, wer Euer Gott ist! Bis zum Olymp der Rockmusik ist es für Undergod. (Name ist Programm?) aber schon noch ein ganzes Stück. Doch da geht noch einiges!