Was ist Können, was pures Gefrickel? So genau kann man die Grenze bei experimentell-abstrakter Musik nie ziehen, wobei Ausnahmen wie etwa das Haujobb-Nebenprojekt Architect, Forma Tadre oder Autechre die Regel bestätigen. Daran musste ich denken, als ich "Ligment", die zweite CD des italienischen Duos "Ulna" einlegte. Ligment enhält neun Songs. Wobei: Songs ist zu viel gesagt. Es sind eher Klanglandschaften, die mit zum Teil treibenden, dann wieder (ver-)schleppenden Rhythmen unterlegt sind. Das Prinzip bleibt dabei immer dasselbe: Über einen im Hintergrund wabernden Teppich aus Ambient-Sounds kleistern Ulna verschiedene Geräusche sowie IDM-Sounds und garnieren das Ganze mal mit sphärischem Gesang, mal mit Sequencer-Spielereien. Das Problem ist nur: Während es zum Beispiel die eingangs genannten Projekte schaffen, den Zuhörer mit ihren Klanggebirgen zu fesseln, blubbert Ligment eher belanglos vor sich hin. Zu beliebig, zu stereotyp und manchmal zu gewollt klingen die Tracks. Da fehlt es einfach an Überraschungen oder den berühmt-berüchtigten Aha-Effekten. Und so reihen sich die Italiener ein in die Masse der Bands, die ihre am Notebook zusammengestellten Soundbasteleien unters Volk bringen. Sämtliche Titel tragen schräge Namen wie etwa „Lnc Wrner“ oder „Chrnc Slee Db“. In den meisten Fällen reicht es aus, sich ein paar Vokale dazu zu denken, um sinnstiftende Tracknamen zu erhalten. Fazit: Nicht Fisch, nicht Fleisch – Ulna machen krampfhaft auf ambitioniertes Kunstprojekt, bieten aber lediglich wenig aufregende experimentelle Hausmannskost, die man so oder ähnlich schon viel zu oft gehört hat.