Es donnert. Ein Orchester zieht auf. Das kenn ich doch … es ist Vivaldi! Schließlich verbinden sich die allseits bekannten Streicher-Töne von „The Tempest“ mit der charakteristisch virtuosen Gitarre des Düsseldorfers Uli Jon Roth. Dies ist der Beginn eines Best-Of-Albums, für das es nach 33 Jahren aktiv mitgestalteter Musikgeschichte des bald 52 jährigen Ex-Scorpion auch wirklich Zeit wurde. Seine Musik zu beschreiben ist nicht so schwer. Sie zu erleben beschert allerdings kein alltägliches Erlebnis. Viele kreative Gastmusiker schafften am Werk von Roth mit; das Orchester wird auf beinah allen Songs stark betont, obwohl der unverwechselbaren Sky Guitar von Roth, welche er selbst entwickelt hat und welche über einen größeren Tonumfang als herkömmliche Gitarren verfügt, trotzdem noch genügend Raum gelassen wird, sich frei zu entfalten. Diese erinnert nicht unfreiwillig oft an sein Vorbild Jimi Hendrix, dem er in zwei Songs („Voodo Chile“ und „Little Wing“) ganz besonders Tribut zollt. Diese beiden Covers, als Live-Versionen auf dem Best-Of vertreten, halten sich nah am Original, überzeugen aber besonders durch den spürbaren Enthusiasmus an der Musik. Diese fällt mal gitarrenlastiger, mal opernhafter (z.B. „Bridge To Heaven“) aus. Doch egal welche Songs man hernimmt, die einzelnen Instrumente fügen sich jeweils stets schön zusammen, als wäre beispielsweise die Gitarre schon immer ein Teil eines gewöhnlichen Orchesters. Dieser eklektische Sound vermittelt ein Gefühl einer besonderen Mischung aus Musical, Oper, Hard-Rock- und Metal-Komponenten, typischer Klassik und dieser virtuosen Gitarre beizuwohnen. Das beste Beispiel für das Zusammenführen dieser Elemente könnte der Song „Why?“ darstellen. Obwohl so mancher Gesang etwas gewöhnungsbedürftig ist und auch die noch so schön klingende Gitarre von Roth auf ein paar Songs etwas eintönig wirkt, so macht es dennoch über zwei Stunden lang Spaß noch Musiker zu hören, die ihr Handwerk mehr als gut beherrschen. So manche Lieder wären zwar entbehrlich gewesen, um den Gesamteindruck noch zu stärken, doch finden sich dafür umso mehr Höhepunkte auf dieser Compilation (z.B. „Starlight“, „I’ll Be There“ oder auf der zweiten CD ganz besonders „Enola Gay - Hiroshima Today?“, das durch Tempowechsel, noisige Parts und verspielte Instrumente besticht). Besonders schön geraten die Ausflüge in die klassische Musik, so dass man glauben könnte, dass Vivaldi eine Zeitreise unternommen hat, um Roths Sky Guitar in seine Musik mit einzubauen. Nicht nur dem barocken Italiener wird gehuldigt. So setzt Uli Jon Roth auch Bach („Air De Bach“), Chopin („Sehnsucht – Mazurka“) und Mozart („Rondo Alla Turca“) ein Denkmal. Gegen Ende erleben wir sogar eine kleine Überraschung, denn die letzten drei Songs der zweiten CD sind ausschließlich mit dem Klavier gespielte Stücke. Diese Zusammenstellung stellt mit Sicherheit einen guten Überblick über sein Schaffen dar, ist bei Weitem allerdings noch nicht alles. Für Fans, wie für Neueinsteiger ist dieses Best-Of allerdings eine sinnvolle Anschaffung, fällt sie doch mit 31 Songs und einem Video auch sehr üppig aus!