Was soll das denn? Eine Rezension über ein Album von Udo Lindenberg in einem Independent-Onlinemagazin? Unmöglich, unpassend, total albern. Mir egal! Ich möchte von meinem bisher größten musikalischen Highlight in diesem Jahr berichten. Den Hang zu dieser Musik habe ich wahrscheinlich von meinem Vater, dennoch haben mich die Platten von Udo Lindenberg in den letzten Jahren kalt gelassen. Doch als kürzlich das neue Album „Stark wie zwei“ veröffentlicht wurde, war ich neugierig was aus Udo geworden ist. Ist der Absturz jetzt perfekt? Hat er sich noch mal aufgerappelt? Die Antwort ist einfach: Er hat! Udo ist zurück und das genial wie nie. Die 14 Songs seines neuen Werks sind voll von neuer Kraft, aber auch von autobiografischer Vergangenheitsbewältigung. In dem Song „Nasses Gold“ beschreibt Udo beispielsweise in seiner einmalig simpeln und doch lyrischen Weise den Kampf gegen den Alkohol: „In der Tiefsee der Erkenntnis ist er durch den Alk geschwommen. Auf der Suche nach dem Gin des Lebens, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen.“ Eine Erfahrung die er aus seinem eignem Leben nur zu gut kennt. Doch all das scheint er bewältigt zu haben. Wunderbar charmant reflektiert Udo sein Leiden, sein Lieben, seine Fehler, seine Vergangenheit und seine Gegenwart – und das so einfach und authentisch, dass man sich einfach in die Lieder verlieben muss. Auch musikalisch weiß „Stark wie zwei“ zu überzeugen: Solider Pop, große Melodien und eine Vielzahl von verschiedenen Stimmungen machen das Album zu einem abwechslungsreichen Hörerlebnis. Egal ob der charmante Einstieg mit „Ich zieh' meinen Hut“, die wundervolle Ballade „Wenn du durchhängst“, der Titelsong „Stark wie zwei“, das grandiose Helge Schneider-Duett namens „Chubby Checker“ oder der Überhit „Woody Woody Wodka“, ein Lied über einen alkoholsüchtigen Astronauten – die gesamte Platte ist einfach eine Wucht! Einzig und allein der Song „Der Deal“, den Udo zusammen mit der Sängerin von Silbermond aufgenommen hat, ist schwach und irgendwie unpassend. Für diesen kleinen Aussetzer gibt es in der Gesamtwertung auch einen halben Punkt Abzug. Dennoch: „Stark wie zwei“ ist ein ganz großes Popalbum von einem ganz großen Musiker, der endlich wieder den Nerv der Zeit getroffen hat. Ich zieh’ meinen Hut… !