Vor vier Jahren war das gleichnamige Debüt von Tzolk'in schon etwas Besonderes: Ein Album, das komplett aus Tribal Rhythmen mit ein paar Melodien und Samples bestand. Dessen ungeachtet war "Tzolk'in" an manchen Stellen einfach noch zu trocken, es fehlte das gewisse Quäntchen Magie, das eigentlich mit der Musik rüber kommen sollte. Aber alles wird gut, denn Gwenn Trémorin (Flint Glass) und Nicolas Van Meirhaeghe (Empusae, Sal-Ocin, This Morn' Omina) haben ordentlich nachgelegt und ein absolut fantastisches Album geschaffen. "Haab'", so der Name dieses Wunderwerks, ist, genauso wie Tzolk'in, die Bezeichnung für einen Kalender der Maya. Diese hatten, so viel man heute weiß, für verschiedene Zwecke unterschiedliche Kalender. Haab' war der normale Kalender, der sich an der Sonne ausrichtet und Tzolk'in der rituelle Kalender, bei dem heute niemand mehr mit Sicherheit sagen kann, an was er sich wirklich orientiert. Während das Duo auf seinem Debüt acht Perioden des Tzolk'in-Kalenders musikalisch interpretiert hat, sind es diesmal acht Perioden des Sonnenjahrs der Maya. Flint Glass und Empusae haben anscheinend ihre Zusammenarbeit vertieft, denn die Stärken beider Projekte treten deutlich hervor und sind in ihrer Kombination einfach unschlagbar. Empusae als Meister des Tribal und Flint Glass als Verfasser dunkler, klarer Melodien sowie beide als Erschaffer beklemmender und melancholischer Stimmungen. Das Duo scheint sich nicht einfach nur perfekt zu ergänzen, sondern seine Fähigkeiten zu verstärken, denn "Haab'" ist mit seinen Tribal Rhythmen, ambienten Melodien und seinem mystischen Charakter derart genial, dass man das Album gar nicht mehr aus der Hand legen bzw. aus dem Player nehmen möchte. Die Songs pulsieren, reißen mit oder verzaubern. Mal steht die Melodie im Vordergrund, mal die rituelle Perkussion. Dieser Wechsel spielt sich innerhalb der einzelnen Songs ab, die dadurch meditativ und transzendental wirken oder gar einen zeremoniellen Charakter aufweisen. Weder an den einzelnen Songs noch am Gesamteindruck gibt es etwas auszusetzen, daher ist "Haab'" endlich mal wieder ein Album, das die volle Punktzahl verdient hat.