Tundra Lights ist ein noch recht junges amerikanisches Ambient und Experimental Projekt. Hinter diesem Bandnamen verbirgt sich Cale Brandon, der ganz autark für alle musikalischen Kreationen verantwortlich zeichnet und 2008 mit seinem Album "They Came From The Frozen Hills" (dieses Album kann übrigens kostenlos von seiner Myspace-Seite bezogen werden) debütierte. Mit seinem zweiten Album "The Sky Is Ours Tonight", erst vor wenigen Wochen erschienen, zeigt Cale nicht nur, dass er enorm produktiv ist, sondern auch wie schnell er in der Lage ist Neues zu erlernen, das Gelernte umsetzen und weiterzuentwickeln. Bemerkenswert dabei: Die Musik entsteht in Cales Vierwänden– lediglich mit den wenigen Mitteln, die ein „Heimstudio“ bietet. Dies wäre nicht denkbar ohne seinen Antrieb und seine Motivation zum Veröffentlichen – nämlich immer besser zu werden. The Sky Is Ours Tonight ist ein sehr emotionales, metaphorisches Album geworden. Ein Album mit partiell sehr kräftigen Komponenten und ebenso vielen zerbrechlichen, sanftmütigen und sehnsuchtsvollen Momenten. Cale Brandon gelingt es, den Hörer auf Anhieb für seine jeweiligen Atmosphären zu sensibilisieren und aufmerksam zu stimmen. Dazu nutzt und braucht er keinen Gesang, keine Texte. Die Titel erzählen sich von selbst, sei es in Form eines ausgedehnten Gitarrenriffs, der von Sehnsucht und Schmerz klagt, seien es dunkle oder seichte Pianolänge, die von Vergangenem und gescheiterten Beziehungen erzählen, oder Violinensounds, die Fragen stellen und nach Antworten suchen. Es funktioniert so gut, dass man hierbei einfach keinen Gesang braucht und auch keinen vermisst. Besonders hervorzuheben sind der Opener "The Wind Grew Louder In Our Ears and Colder Against Our Skin", das sich warm und später beweglich aus dem Hintergrund hebende "We Build Strong Trees", das kühle, zerrende "Along The Bay Cliff We Remain" oder das geräuschlastige "The Air Stands Still Between Us", welches an eine Filmabspannmelodie erinnert oder Vorstellungen an eine erste, vielleicht das Leben verändernde Begegnung auslöst. Ebenfalls hervorzuheben ist das schöne, sphärische, intensivere "The Ground Inherits the Sea", das eindringliche, warme "A Passing Husky Sang of the Fleeting, Dying Day" und das pointierte, aufsteigende "A Cold Shore, A Green Glow". - Wunderschön. Dieses Album kann nicht nur Fans von Sigur Ros und Co. begeistern.