„Illumination“, so der Titel des neuen Tristania Albums. Möglicherweise hätte ich mich gar nicht mehr mit dieser Band beschäftigt, hätte ich nicht diese CD zum Rezensieren bekommen. Der Grund dafür ist aber nicht, dass ich Tristania nicht für eine gute Band halte. Ganz im Gegenteil. Als der Gothic Metal an Kontur gewann, waren Theatre of Tragedy als Vorreiter natürlich nicht die einzige Band, die in diesem aufstrebendem Musiksektor erfolgreich sein wollten. Bald gesellten sich auch noch The Sins of thy Beloved und eben auch Tristania hinzu. Diesem Dreigestirn habe ich seinerzeit ausgiebig gelauscht. Nach dem gleichnamigen Debut folgte das Album Widow´s Weeds, welches ich immer noch sehr zu schätzen weiß. Die Produktion zeichnete sich zwar nicht durch ein enorm druckvolles Klangbild aus, aber bestach durch etwas, was irgendwie auszusterben droht. Und das ist die Atmosphäre. Unterlegt durch das Artwork war es mir ein Leichtes, mir Burgen, Schlösser und Pomp vorzustellen. Ich weiß nicht, woran es liegt, doch irgendwie kommt es mir vor, als würden druckvolle, doch leider auch recht sterile Produktionen die Atmosphäre langsam ablösen. Und ganz freisprechen davon kann sich auch das neue Album von Tristania nicht. Wie dem auch sei. Ohne das letzte Album vor „Illumination“ zu berücksichtigen fällt im Vergleich zu den Alben "Widow´s Weeds" oder auch „Beyond the Veil“ auf, dass die ausladende und pompöse Komponente doch ziemlich gewichen ist. Die neuen Songs kommen recht schnell auf den Punkt, erschließen sich aber auch nicht sofort. Gesanglich fällt mal wieder sofort Vibeke Stene´s hervorragender Gesang auf, der bis jetzt jedes Tristania Album veredelte. Und sie ist in Bestform, die Vibeke. Glasklare Stimme und um interessante, teilweise verschrobene Gesangsmelodien bemüht, macht sie dieses Album zu dem, was es ist. Erfreulich auch, dass der auf "Widow´s Weeds" bereits wirkende Gastsänger Osten Bergoy recht häufig in Erscheinung tritt, um den melodischen Gesang beizusteuern. Auch die Growls finden wieder Einzug, jedoch längst nicht mehr in dem Rahmen wie auf damaligen Alben. Für diesen Posten gibt es anbei keinen gesonderten Sänger mehr wie noch auf allen Alben zuvor. Nicht nur der Gesang hat an Rauhheit verloren. Bei „Illumination“ muss auch gefragt werden, ob man die Musik noch Metal nennen kann. Freunde des Kopfschüttelns werden möglicherweise enttäuscht sein über den Werdegang der Band. Beispielsweise „Destination Departure“ oder „Fate“ zeigen die ruhige (und auch melancholische) Seite Tristania´s. Heuer erinnert mich Tristania ein wenig an Lacuna Coil, so dass ich Fans besagter Band mal empfehle, ein Ohr zu riskieren. Mit der richtigen Vermarktung könnte Tristania endlich den Ruhm einfahren, den sie verdient haben. Und im Gegensatz zu Within Temptation gibt es hier sogar richtig guten Gesang zu hören. Dennoch möchte ich nicht verschweigen, dass das Album auch durchaus sowas wie Langeweile verbreiten kann. Je nachdem, was man erwartet und wie man sich auf das Album einläßt. Denn wirklich rocken tut hier kaum etwas. Wer ein eher ruhiges Rockalbum mit verzauberndem Gesang sucht, der es vermag, besondere Momente auf „Illumination“ zu kreieren, sollte sich ruhig mal mit dem Album auseinandersetzen. Durch und durch nett, wenn auch kein Meilenstein.