TRISTANIA gelten als Institution in Sachen Gothic Metal. Alben wie "Beyond The Veil" oder "World of Glass" haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Symbiose von klassischen und elektrischen Instrumenten, sowie von männlich grölendem und weiblich klarem Gesang nicht nur salonfähig wird, sondern vor allem ein Garant für Erfolg. Doch die letzten Jahre sind nicht spurlos vorübergegangen; zahlreiche Bands, die sich die mühsam ertretenen Pfade der Norweger zu Nutze machten, folgten den musikalischen Errungenschaften TRISTANIAs und feierten mit ähnlichen Konzepten Erfolge am Fließband. Zudem verließ mit Morten Veland einer der federführenden Songwriter die Band. Ob darin der Grund für die vierjährige Vorbereitungszeit für das aktuelle Album liegt, sei aber dahingestellt. Mit "Ashes" beweisen TRISTANIA sicherlich wieder Qualität, wenngleich sie mit einem ungleich höheren Maß gemessen werden als andere Bands. Immerhin bewegten sich die Vorgängeralben am Rande der Genialität. Einen ersten Dämpfer gibt es dann auch schon beim Titeltrack. Der Einstieg ist brachial und erkämpft sich erst nach mehreren Hördurchgängen die Lust auf ein oftmaligeres Hören. Dies liegt nicht etwa an einer gewissen Uneingängigkeit, sondern ist in der schon angesprochenen Erwartungshaltung zu finden. Gänzlich anders geht es dann bei "Equilibrum" zur Sache, das nach groovigem Anfang zu einem vorzüglichen Duett ausartet, das in seiner Konstellation etwa an Nick Caves und Kylie Minogues "Where The Wild Roses Grow" erinnert. Nach diesem romantischen Ausflug geht es wieder härter weiter, wobei "The Wretched" den riskanten Versuch wagt, alle drei Sänger unter einen Hut zu bringen. So richtig balladesk wird es dann bei "Cure", in dem Vibeke Stene ganz alleine für die Vocals sorgt und nur sparsam vom Handwerkzeug des Heavy Metals begleitet wird. In weiterer Folge bleibt das Album dieser Marschrichtung treu, ein ruhigerer Song folgt einem härteren und so fort. Die Überraschungen bleiben dabei manchmal aus - die Songstrukturen sind meist sehr vorhersehbar. Doch soll das nicht vor dem Kauf der CD abschrecken: TRISTANIA machen auf "Ashes" wirklich großartige Musik, die handwerklich Hand und Fuß hat, die eine oder andere innovative Idee zum Ausdruck bringt und auch für manch einen Ohrwurm sorgt (etwa in "Shadowman"). Zudem gilt es auch noch dem Coverartwork und der Gestaltung des Booklets größtes Lob zu zollen. Doch irgendwie lässt mich das Album an manchen Stellen kalt: Da mag der Funke einfach nicht überspringen, was angesichts des Albumtitels ja nicht gerade verwunderlich ist.