Am Anfang kommt ein billiger Kalauer, der in Kern bereits die Wahrheit enthält: Wer Trist mögen will braucht einiges an „Willenskraft“. Denn auch auf Album Nummer 3 des Soloprojektes von Tristan (aka. Aran von den seeligen Lunar Aurora) bekommt der Hörer eine minimalisierte Essenz von Musik zu hören, die ersteinmal gefallen will. Anders als seine Ex-Kollegen von Mortuus Infradaemoni, die auf ihrer neuesten Platte den Knüppel aus den Sack lassen, zeigt sich „Willenskraft“ alles andere als extrovertiert. Mit Meeresrauschen beginnt das Album und unser „Bewusstsein“ wird 12 Minuten lang fast schon esoterrorisiert. Die sehr zurückgenommen Keyboardsklänge erzeugen eine sonderbare Spannung und diejenigen, die sich auf die Reise in die kleine, verschlossene Welt von Trist einlassen wollen, werden auch diese ersten Minuten genießen. „Wagemut“ ist schon ein eigenwilliger Titel, wenn der eigentliche Song Nummer 2 erst bei 3:42min loslegt, aber den Hörer erwartet nun Soundlandschaften, die ein ihrer hypnotischen Monotonie absolut mitreißend auf mich wirken. Dies liegt am Soundfundament aus sich ständig wiederholenden Riffs und Drums in die nun einzelne Keyboardpassagen und absolut geniale, undifferenzierte Kreischfragmente eingebaut wurden. Spätestens jetzt hat ein Großteil der Hörerschaft sicher „Zweifel“ daran, ob dieses Werk in irgendeiner Weise etwas taugt – und Tristan gibt ihnen 8 Minuten voller Brandungsgeräuschen und beunruhigenden Ambientparts zum überlegen. Mit „Herzenswunsch“ geht die düstere Reise weiter. Die Hörer, die noch nicht das Handtuch geworfen haben oder gar eingeschlafen sind, werden wieder vor einen Metalklumpen gesetzt, der mehr Ambient als BlackMetal ist. Da aber nun Gleichförmigkeit ein sehr wichtiges Element des Albums scheint, entpuppt sich der „Verhinderer“ wieder als Ambientpart, der aber schon fast zur Sache geht mit Maschinengewehrsalven und Sprachsamples. Doch auch dieses martialische Zwischenstück kann die entgültige „Wandlung“ nicht verhindern – und damit geht die Reise zuende. Man merkt es hoffentlich: ich bin begeistert aber mir ist durchaus klar, dass das nur die wenigsten nachempfinden werden. Aber es ist schön, dass man mal ein solches Werk mit hypnotischen Charakter und einer so eigenen starren Monotonie empfehlen kann ohne Angst zu haben, politisch unkorrektes Material zu preisen. Für mich also ein absolut gelungenes Album mit stimmigen Cover. Aber ich rate zu dringender Hörprobe, bevor man zugreift.