Manchmal heißt es nicht umsonst: Gut Ding will Weile haben. Das hat der kanadische Tribal Machine Band-Chef Sever Bronny mit seinem Industrial-Rock-Projekt bestätigen können. Denn das wunderbare "The Orwellian Night", welches in Anlehnung an George Orwells Romane Farm der Tiere und 1984 und über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren entstand, ist ein in musikalischer und intellektueller Hinsicht herausforderndes Album, das es in dieser Intensivität und Kombination nicht alle Tage zu entdecken gibt. 

Die Idee hinter diesem Album, einem Konzeptalbum, ist es, eine Geschichte zu erzählen - verteilt auf vier Akte mit jeweils vier Songs. Im Vordergrund steht der furchtbare und beinahe apokalyptische Gedanke, dass ein von Menschen geschaffenes System nun die absolute Kontrolle über die Menschheit erlangt hat und seine Macht gegen die Menschen richtet. Und während es bei Orwells 1984 die Regierung war, so sind es bei "The Orwellian Night" die Konzerne, deren finstere Machenschaften und Verstrickungen von Tribal Machine in kurzen Episoden zum Nachdenken anregend erzählt werden. Im ersten Akt, An Emerging Shadow, dominieren ernste und sehr exzentrische Warsounds, die einerseits neugierig stimmen, andererseits mit ihren Noise-Elementen auch verstörend wirken. 

The Sky Goes Dark, der zweite Akt, beinhaltet viele Elemente aus den Bereichen der Rap- und Metal-Musik, die die einzelnen vier Songs auch insgesamt sehr viel aggressiver und härter erscheinen lassen. Leisere aber immer noch höchst intensive und nachwirkende Klänge lassen sich im dritten Akt, A Patriotic Family, entdecken. Der Abschlussakt, Love And Regret, soll ein bisschen für Aufklärung sorgen, die Geschichte abrunden und die einzelnen Teile in einen Kontext setzen. 

Zur Umsetzung nutzt Tribal Machine kühle, eindringliche und wieder verstärkt sehr experimentelle Töne. Hat man sich einmal auf den düsteren Industrial-Rock-Sound der Band eingelassen, kommt man so schnell nicht mehr los von dem Album und kann sich beim Wieder-und-wieder-Hören der Songs auf viele Neuentdeckungen freuen. Es ist allerdings sehr von Vorteil, wenn man ein Faible für dunkle Atmosphären, sägende Gitarrenklänge und finstere Geschichten besitzt. Tolles Album! Empfehlenswert!