2008 gründete der Schwede Thomas Martin Ekelund, der direkt und auch indirekt an nicht weniger als 14! Musikprojekten beteiligt ist, die Band Trepaneringsritualen. Offenbar ist im schwedischen Gotenburg nicht wirklich viel los, denn er brachte in 14 Jahren nicht weniger als 12 Alben und 11 EP`s nur mit diesem Projekt heraus. Eine dieser EP`s habe ich nun hier und rezensiere sie. Natürlich gehört es dazu bei einer Remix-Scheibe auch die Originale zu sichten. Hierbei sei kurz angerissen, dass die Bezeichnung „Industrial Dark Ambient Project“ durchaus zutreffend ist. Hier herrschen dunkle, schwellende Sounds vor, die von rituellen Trommeleien untermalten Growls die Basis geben. Das Ganze ist auf Albumlänge etwas eintönig, würde aber gut als Soundtrack zur sonntäglichen Hexenverbrennung im tiefsten Hinterland taugen. Dies wiederrum passt aber auch gut zum Namen der Band, der die rituelle Schädelöffnung mittels eines Bohrers bezeichnet.  Eine Methode, die seit der Steinzeit dazu angewendet wurde, um irgendwelche psychischen Störungen mit zweifelhaftem Erfolg zu kurieren. Doch auch in der modernen Medizin ist die Öffnung der Schädeldecke eine Möglichkeit, um Überdruck nach Blutungen abzubauen und so Hirnschädigungen zu verhindern, oder um Tumore zu enfernen.

So, nun aber Ende der Lehrstunde, auf geht es in die anstehende Rezension.

„Feral Me“ im Codex Empire Remix legt mit einem angenehmen Drum vor, im Hintergrund sind rhythmische Metall-Schlagwerkgeräusche zu hören. Die Nummer ist zu einem schönen Tanzflächensong umgearbeitet worden. Ein Hihat beschleunigt das Tempo im Mittelteil zusätzlich noch einmal. “ ᚲ ∴ ᚲ ∴ ᚲ“ wartet mit dem Pact Infernal Remix auf. Und ja, ich bin nicht besoffen, das wird so geschrieben. Hier schleppt sich ein tiefenlastiges Drum durch bedrohliche Syntflächen. Beschwörende Gesänge ertönen im Hintergrund. Diverse Geräusche lockern die triste Atmosphäre auf. Im letzten Drittel erfolgt eine leichte Entspannung und der Remix lässt sich viel Zeit langsam zu verenden. Der nun folgende Ancient Methods Remix von „Serpent Seed“ legt wieder Wert auf ein treibendes Bassdrum und viele Elektronikgeräusche, die die Geschwindigkeit zusätzlich erhöhen. Wie ein dumpfes Türklopfen kündigt das Schlagwerk den Gesang an, der sich erst zaghaft, dann fordernder Bahn bricht. "V∴ V∴ V" im Headless Horseman Remix schleicht sich zunächst zögerlich heran, bevor die Stimmung in etwas undefinierbar Gefährliches abdriftet. Teils verdeckt, freundlich beschwörend und dann wieder bösartig growlend wird der Gesang dargeboten. Dazu nimmt der Drumpart fast rituale Züge an.

Manchmal ist es so, dass mich die Remix-Versionen von Songs einfangen, die ich in der Urversion nicht zu meinen Favoriten zähle. Hier ist es tatsächlich so, dass ich die Originalversionen ziemlich langweilig finde. Nicht, weil sie schlecht wären. Aber ritueller Industrial, der nichts anderes vorgibt zu sein ist nicht meine Wellenlänge. Ich benötige etwas Songstruktur. Und genau das liefern die Remix-Versionen eindeutig. Für mich stellen sie klar eine Bereicherung des Repertoires von Trepaneringsritualen dar. Wenn jemand also in die Welt des Dark-Ambient-Industrial einsteigen möchte, dem sei hiermit eine Empfehlung ausgesprochen. Mit Kainskult-Remixed öffnen sich die Tore zur Hölle quasi mit Leichtigkeit. und wieder einmal wird die weit verbreitete Theorie, dass Remixe eigentlich Tinnef seien ad absurdum geführt.

Auf der Bandcamp-Seite des Labels „Aufnahme + Wiedergabe“ kann man die VÖ digital beziehen. Beeilt man sich, ergattert man die auf 500 Stück limitierte Vinylversion des Tonträgers.

Anspieltipps: „Feral Me“, "V∴ V∴ V"