Neulich im pulsierenden Herzen der englischen Hauptstadt, London Soho, spielten drei Oxforder Jungs einen Live-Gig in Madame Jo-Jo’s Club, bevor dort die liebreizende (und zugleich wieder im strengen Uniform-Look auftretende) Sarah von Client ein Dark-Wave-DJ-Set der Sonderklasse auflegen würde. Trademark nannte sich die Gruppe, und ihnen zuzuschauen war eine wahre Freude. Denn mächtig entspannt präsentierten sie eine so noch nicht da gewesene Musik-Mischung gespickt mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein. Während Stuart und Paul die Oberheims und Rolands dieser Welt malträtierten stolzierte Oliver wie eine Reinkarnation des jungen Jarvis Cocker, nicht mit Gesten geizend, an den schnell erreichten Bühnenrand um dort im Kontakt mit dem Publikum eine ordentliche Show abzuliefern. Schöne Sache, und was noch besser ist: inzwischen liegt mir ein Exemplar des letzten Albums vor: ‚Want more’ heißt es und enthält zwölf Tracks zwischen sanftem, freundlichen Synthie-Pop, experimentell instrumentierter Elektronik und Disco-Electro-Trash. ‚Good evening, ladies and gentlemen, welcome to the show, tonights performance is unusual...’ heißt es zum Anfang der Platte: weise gesprochen. Melodien, wie sie die bereits erwähnten Pulp vor fünfzehn Jahren tragisch schön etabliert haben mischen sich bei ‚Life in Stereo’ mit verzerrten Beats aus dem PWEI Lager und elektronischen Frickeleien eines Vince Clarke. Irgendwo aus dem E-Technik Umfeld müssen die Jungs wohl herkommen, das lassen zumindest die Titel wie ‚Sawtooth Lust’, ‚Triangle Indifference’ oder eben ‚Sine Love’ vermuten. Letzteres ist eine Ballade im Achtziger Stil (vergisst man mal die billigen Elemente, die in den originalen Achtzigern oft beigemischt wurden). Wie Client im C64-Sound beginnt ‚Square Wave Anger’ bevor es sich durch elektronisch mutierte Drumsounds in härtere Gefilde bewegt. Einen heftigen Schnitt vollziehen Trademark dann zu ‚Interim’, das im ‚happy-happy-people-sound’ ein wenig an Baxendale erinnert und sofort eine Vielzahl der grauen Zellen des Hörers in Beschlag nimmt und in einen ROM-Speicher verwandelt, der die hinterlegte Informationen nie mehr hergeben wird. Einen nahezu perfekten Popsong findet man in ‚Stay Professional’, der den nie verblassenden Synth-Bässen von Yazoo Tribut zollt, ähnlich wie ‚Helpless’ sich bass-seitig vor ‚Any second now’ von Depeche Mode verneigt... Und so zieht sich durch die zwölf Tracks eine wohldurchdachte, im Labor durch unzählige Experimente entstandene, nicht überproduzierte Soundkulisse, die durch Gesang komplettiert wird, der nicht durch Hallgeräte und sonstige Ferkeleien totgemischt wurde. Authentisch, erfrischend, schön.