Wer war noch gleich Tracey Thorn? Genau: die unverwechselbare Stimme von 'Everything but the girl’. Bereits das zweite Solo-Album legt sie vor und verlängert damit die Pause der gemeinsamen Aktivitäten mit Ban Watts. Durch ‚Love and ist Opposites’ beschäftigt sich Tracey mit typischen Themen eines Midlife-Lebens: Generationskonflikte, temporäres Glücklichsein in der Partnerschaft und dann wieder das einsame Bier in der Singles-Bar.. Hauptsächlich spielt sich dies musikalisch im akustisch-songwriterhaften Bereich ab. Das erstaunt, wenn man bedenkt, dass Ewan Pearson, der sonst für klassische Clubtracks bekannt ist, die Regler bim Abmischen erneut übernommen hat und außerdem Al Doyle von Hot Chip einige Instrumente eingespielt hat. Die Verwunderung hält zumindest bis zum fünften Song, der gleichzeitig auch die zweite Single aus dem Album ist. Denn ‚Why does the Wind’ ist schließlich mit einem groovenden, wenn auch zurückhaltenden Arrangement viel näher zu EBTG und Hot Chip als die vorherigen Songs. Und wo vorher zwar eine einzigartige Stimme aber keine wirklich herausragenden Produktionen eher kritisch bewertet werden mussten, stimmt bei diesem Song so ziemlich alles. Wie das Album insgesamt interessanter hätte klingen können zeigt ‚Late in the Afternoon’, das mit elektronisch geprägten, subtil angelegten Drums auch bei der absolut Low-Tempo-Ausrichtung ein schlüssiges Gesamtbild erzeugt. Der letzte Track ‚Swimming’ ist die dritte zu erwähnende Nummer: fast könnte man Parallelen zu Chicane ziehen, chilled und elektronisch mit einem schönen Gesangspart. Insgesamt eine sauber gesungene Platte, die jedoch leider von der Produktion bis auf die erwähnten Ausnahmen recht enttäuschend daherkommt. Vielleicht ist dies der Fall, weil die Songs von der Komposition nicht auf Herzschmerz ausgelegt sind und somit nicht das herrlich flaue Gefühl im Magen erzeugen, was diese Art der Musik in vielen Fällen groß macht. Typischer Fall von ‚Wir warten mal auf die Remixes’.