Mit „Solemn“, dem zweiten Album der Kanadier Towards Darkness, erschien im November des letzten Jahres ein zäher Klumpen Verzweiflung der mir nun vorliegt. Die Kanadier Towards darkness (The artists formerly known as The Mass) waren mir bisher weder unter dem neuen, noch unter dem alten Namen bekannt und weil die Bandinfo nicht wirklich ergiebig ist und die Homepage leider genausoviel Verzweiflung verbreitet wie die Musik (wer den Eingang zur Page findet meldet sich bitte bei mir, ich klickte mir'nen Wolf) weiß ich nur vom musikalischen Inhalt zu berichten. Der Stil wird in der Bandinfo mit Doom (Metal), Post Rock und Experimental absolut unzutreffend beschrieben – gut, das Doom Metal kann man lassen, aber irgendwie stelle ich mir auch hier eher Candlemass und Konsorten vor. Towards darkness sind aber auch von diesen Urgesteinen der traurigen E-Gitarrenmusik meilenweit entfernt und bewegen sich irgenwo zwischen verzweifelter Catatonie und Bands aus dem Suicidal Black Metal Sektor. Dies liegt weniger an der Geschwindigkeit, denn anders als Bands wie Shining, Silencer und die bekannteren politisch unkorrekten Vertreter fahren die Kanadier nicht nur mit angezogener Handbremse, sondern schieben ihren Karren vielmehr. Aber der Klang der Gitarren, die Einfachheit und stoische Wiederholung der Riffs, die Vocals (Kreischend und mit extra miesem Mikro aufgenommen) und die Qualität der Aufnahme – das alles ist eher mit dem Black Metal verwand als mit gängigeren Doom Metal Kapellen. Nicht zu unterschätzen ist ein massiver Keyboardeinsatz, der es einerseits schaft, Struktur und wohlig gruseliges Flair mit Kirchenglocken pi pa po in die Lieder zu bringen, andererseits aber nicht vollkommen im Vordergrund zu stehen, wie es bei anderen Kapellen oft der Fall ist. Also alles in allem eine schöne Sache, Zeitlupenmusik zum In-die-Ecke kauern und Misanthropie verbreiten. Über die Texte kann ich mangels Vorlage keine Aussagen machen aber über Blümchenwiesen wird wohl nicht gesungen. Die Lieder selbst sind aufgeteilt in Klumpen, die fünf bis zehn Minuten andauern. Die ersten beiden Lieder „The Summit“ und „Contentment“ sind dabei meine Anspieltipps, stellen sie doch zusammen mit dem folgenden Instrumental „Nine Faces“ die gelungenere Hälfte der guten Stunde Spielzeit dar. Auch „Continuity Error“ kann noch Punkten, auch wenn man sich dann doch ein klein wenig Abwechslung wünscht (Ich weiß ja, daß Depressionen eben nicht für vielseitige Spannungsmomente sorgen, aber muß es denn immer gleich zäh und vorhersehbar sein ?). „Alone“ ist ein wenig inspirierendes Zwischenstück, daß zwar Abwechslung bringt, aber leider keine Gute. „Despair“ ist dann wieder eine Walze schlechter Laune, die aber qualitativ gegenüber den Anfangsliedern abfällt und der abschließende Titeltrack ist eine Dark Ambient Soundwand. Passt zur vollendeten Hoffnungslosigkeit, das letzte Leben weicht aus dem Körper des Hörers und auch aus der CD – hier passiert einfach nichts mehr. Das ist zwar einerseits sehr gelungen, denn im Gesamtkonzept ist dieser Abschluss perfekt – die Band treibt die Verzweiflung und Einsamkeit auf die Spitze und verzichtet immer mehr auf Musik zugunsten der entgültigen Aufgabe. Andererseits bekommt man eben am Ende eines Metalalbums 15 Minuten „nichts“. Und das ist dann doch irgendwie nicht so überzeugend. Sehr positiv ist das Drumming vor allem in der ersten Spielzeithälfte, auch der Rest der Instrumentierung geht in Ordnung, große Kunst kann man in Zeitlupe einfach nur selten erwarten (Nur Bands wie Bohren & der Club of Gore schaffen in meinen Augen ein solches Kunststück). Die Vocals passen zum Gesamtkonzept und können auch überzeugen. Nur das Cover mit der Burg erschließt sich mir nicht, denn mittelalterliche Klänge oder Geisterspuk findet sich nicht in der Musik – vielleicht sind die Texte aber dahingehend passend : Das darf man dann als Käufer herausfinden. Die Bewertung fällt relativ einfach, vier Punkte für 3 gute, ein ordentliches und 3 weniger gelungene Musikstücke mit insgesamt schön verzweifelter Atmosphäre. Wer Doom Metal oder Suicidal Black Metal mag, auch in der Frühlingszeit den Sonnenschein musikalisch verscheuchen will und Langsamkeit nicht scheut ist hier richtig.