Es sind schon eigenwillige Zeiten, das Jahr ist noch jung und die meisten sitzen nun recht oft daheim (wenn es der Job und die Vernunft zulassen) und harren der Dinge, die da kommen mögen. Ich wünsche uns allen, dass wir heil durch diese Zeit kommen.

In Luzern wird gern gelesen, zumindest suggerieren uns dies drei Schweizer, die mit 'Die schwarze Spinne' ihr Zweitwerk präsentieren, ist dies doch die aufwendige Vertonung der Novelle aus der Feder Jeremias Gotthelf. Diese Thomas Mann als Meisterwerk beschriebene Erzählung über christlich-humanistische Vorstellungen von Gut und Böse erschien 1842 und man kann jede Menge aus der Wikipedia kopieren, um beeindruckend belesen zu wirken – ja, ich gebe es zu: Ich bin kein Freund klassischer Literatur (und halte damit offen, ob es irgendeine Literatur gibt, für die ich mich erwärme) und kann damit nur glauben, dass die Band textlich und in der Stimmung der Handlung gerecht werden. Die folgenden zeilen können also nur Auskunft über musikalische Werte des Albums geben.

Nachdem die Band 2013 ihr Debut rausgehauen hatten, das zumindest an mir vollkommen vorbeiging, folgten einige eher ruhige Jahre. 2019 dann verlor man Gitarrist, der laut Band "freiwillig" aus dem Leben trat. Und trotz allem konnte man zu Beginn des Jahres "Die schwarze Spinne" fertigstellen, die Aufnahmen hatten noch 2018 mit Abbys stattgefunden. Und ich muss es gleich sagen: Totenheer erinnert mich an Bands wie Eïs oder Helrunar und ist mir deswegen zu kalt. Ähnlich wie die beiden Vergleichsbands ordnen Totenheer ihre Musik dem Konzept unter, weswegen das 74minütige Mammutwerk zum Teil zäh und wenig mitreißend wirkt. Schlecht? Zu keinem Zeitpunkt. Spielerisch saustark, gesanglich nicht meine Kreischangelegenheit aber gut, satt und kristallklar produziert – ich bin mir sicher, dass es die Zielgruppe ganz anders sieht und kann meine Meinung auch nur als subjektiv titulieren. Kein einziges Stück lässt mich aufhorchen und Schwarzmetall, der einfach nur gut klingt, aber zu keinem Zeitpunkt melodisch mitreißt sondern eben bekannte Elemente gut und aggressiv umsetzt – das gibt es mir schon zu viel. Vielleicht könnte ich mehr mitnehmen, wenn ich die Vorlage kennen und lieben würde, aber selbst wenn, es wäre eher eine anstrengende und trockene Auseinandersetzung mit den Motiven als ein musikalischer Genuss.

Es liegt sicherlich an mir, der ich nicht zur Zielgruppe dieser schwarzmetallischen Spielart gehöre. Freunde trockener Kost der Marke Helrunar können und sollten ein Ohr riskieren. Aber bitte ohne mich.

 

Totenheer

Die schwarze Spinne

 

17.01.2020

bergstolz productions

 

https://totenheer.bandcamp.com/album/die-schwarze-spinne

 

01. Einklang
02. Der Komthur
03. Leibhaftiger Dämon Luzifer
04. Pakt mit dem Teufel
05. Feuerschweif
06. Taufsakrament
07. Höllenbrut
08. Die schwarze Spinne
09. Kindsraub
10. Verbannung
11. Die Verwandlung
12. Komthurs letzter Ritt
13. Martyrium
14. Ausklang