Das Duo Tonal Y Nagual, bestehend aus Giuseppe Tonal und Tikki Nagual, kann seine Zugehörigkeit zum UMB Kollektiv nicht verleugnen. Mit ihrer trockenen und bizarren Mischung aus Industrial, Electronic, Folklore und weiteren, meist zur Unkenntlichkeit deformierten Stilen besetzen sie eine Nische, die sie sich selbst geschaffen haben. Beide Mitglieder gehören ebenfalls zum Thorofn-Nachfolgeprojekt The Musick Wreckers und zur noch extravaganteren Bayrisch-Folklore-Industrial-Projekt Jägerblut. Mit der Unterstützung von Mad Moses erscheint nun ihr auf 500 Exemplare limitiertes Debüt-Album "The Unseen Deserts". Der Ankündigungstext sagt es deutlich: Ihre Musik geht über die üblichen Hörgewohnheiten hinaus. Diese Behauptung ist mehr als richtig, denn es braucht schon ein wenig Eingewöhnungszeit, sich an dieses absonderliche Album heranzutasten. Man muss es sozusagen lernen, "The Unseen Deserts" hören zu können. Melodien sind sporadisch eingestreut, der Gesang verzerrt, der Rhythmus gewöhnungsbedürftig. Tonal Y Nagual kombinieren Elemente, die anfangs offensichtlich keinen Sinn ergeben. Sprachsamples mit dürftiger Schlagzeugbegleitung, dazu eine auf der Gitarre hingespielte Melodie. Dann wieder Industrial und dumpfes Oszillieren. Weiter geht es zu Powerelectronics und noch weiter zu "This Crime", einem Song, der nur vom Gesang zusammengehalten wird, während er im sich selbst überrollenden Rhythmus immer wieder in sich zusammenstürzt. Ab hier wird es aber erst richtig obskur. Ob man die nüchtern klingende Beschreibung der Freundin als Automobil (oder anders herum) nun erotisch, abgefahren, lustig und gar lächerlich findet, bleibt wohl Geschmackssache. Auch die Aussage, dass Chrom kein natürliches Element ist, haut einen nicht vom Hocker, der Song im Ganzen aber schon. "Lide Imbalanced" wird seinem Namen gerecht und arbeitet sich durch ein ständiges Auf und Ab von Gongschlägen und hellen Melodien. Mit "Skeleton People" gibt es dann, vom Text mal abgesehen, eine 180-Grad-Wendung, fast poppig, mit melodischem Gesang und Gitarrenbegleitung. Das wiederum wird von "Saddest Day" abgelöst, einer melancholischen Abart von 80er-Wave. Natürlich sei auch nicht das Akkordeon in "World's Got The Blues" vergessen, in dem Hintergrundbegleitung und Gesang irgendwie nicht so ganz passen wollen bzw. sollen. Hat man "The Unseen Deserts" erst einmal komplett gehört, bleibt man leicht überfahren zurück. Das kann man sich nicht bieten lassen und hört das Album ein ums andere Mal. Ein passendes Gesamtbild lässt sich zwar trotzdem nicht zusammensetzen, aber man kann sich besser auf die Musik einlassen, was dazu führt, dass man sich immer mehr dafür begeistert. Danach kommt einem vieles andere aus der Musikwelt nur noch wie billige Konservenmusik vor. Komisch!?