Tonal y Nagual führen uns auf ihrem zweiten Streich in die „Hidden Oasis“. Und nicht nur die Tatsache, daß das Album auf Thonar Records erscheint, sondern auch das Artwork lassen darauf schließen, daß diese Reise durch die Oase etwas Besonderes sein wird. Im Gegensatz zum letzten Album gehen die Musiker wesentlich melodischer und greifbarer zu Werke, sind dabei aber noch weit ab von üblichen Hörgewohnheiten. Die Stunde Musik verlangt Aufmerksamkeit: Der Reigen beginnt mit „Lafayette, à l'aubre“. Rituelle Trommelmusik und leicht schräger Gesang schrecken zunächst etwas ab, nach häufigen Hördurchläufen scheinen aber gerade diesen schrägen Töne zu passen und der Hörer versinkt in einem tranceartigen Zustand. Ein sehr anstrengender und schwieriger Einstieg, das folgende „Lost children“ erweist sich dagegen als angenehmer, bezaubernder Track der neben etwas zurückhaltenderen Trommeln aus einer wunderschönen Keyboard(?)-Melodie besteht, die leichtes Mittelalterflair vermittelt. Auch sind die Vocals näher am gewohnten Hörschema und überzeugen durch gelungene Gesangslinien. „Servants of the moon“ ist dann das erste Akustikgitarrenstück, das Schlagwerk scheint diesesmal von einem richtigen Schlagzeug zu stammen und nicht von Trommeln. Die Melodie ist zerbrechlich und schön. „Le perroquet macabre“ schließt daran an und verbreitet nicht nur durch den französischen Gesang sondern auch durch den Einsatz des Akkordeons neben der Gitarre französisches Flair. Die Trommeln fehlen nun ganz. Nach dem Sprachsampleintermezzo „Rêve“ kommt das nächste ruhige Stück: „Lover's Lane“ schließt dort an, wo „Le perroquet macabre“ aufgehört hatte. „La figlia della morte“ ist wieder ein eher nach Ritual-Musik klingender Song mit leichter Spannungssteigerung und erstmals Frauengesang der aber auch etwas befremdlich erscheint. „Midday calling“ verbindet dann den rituellen Charakter der Musik und Trommeln im Verlauf des Songs mit militanten Bläsern und Trommeln – ein sehr interessantes und gewöhnungsbedürftiges Akustikstück. „Ambivalence“ beschränkt sich wieder auf minimale Instrumentierung und leicht schrägem Gesang. Auf die Dauer von fast fünf Minuten passiert aber einfach zu wenig und so kommt etwas Langeweile auf. „The Dolly Song“ ist zwar auch ein sehr ruhiges Akustikgitarrenstück aber weitaus gefälliger und schön verträumt. „Fiumente“ zeigt wieder die eine andere Seite der Band : Martialische Trommeln und Keyboards klingen eher nach einem Soundtrack als nach Folk. Die folgenden Songs, „Scarlet Wine“ und „Tides“ sind wieder sehr ruhig und untermalt von Trommeln, „La rivière“ ist ein langsames Akkordeonstück und das folgende „A journey“ erinnert durch seinen Sprechgesang und die Gitarre etwas an Current93. „Evening fall“ ist ein ruhiger Abschied mit immer wieder einsetzenden militanten Trommeln. Das Bonusstück erweist sich schließlich als SpokenWord Performance, die die seltsame Eigenartigkeit dieses Albums nur unterstreicht. „The hidden oasis“ ist sicherlich ein Geheimtip, nicht für die große Masse gemacht und in sich sehr stimmig. Der Bandname, der oft französische Gesang, die rituelle Stücke mit ihren Trommeln und ab und an arabischem Flair auf der einen Seite, dann wieder militante Marschtrommeln, Bläser und Sprachsamples. Das alles klingt, als ob es nicht zusammenpassen könnte – aber auf dieser CD gelingt der Spagat. Negativ fallen hierbei zwar auf, daß einige Lieder etwas langatmig oder eintönig sind und daß der Gesang an vielen Stellen ziehmlich schräg ist, auf der anderen Seite hat die CD dadurch einen leicht hypnotischen Charakter und fasziniert umso mehr. Hochinteressant.