Die Reise in die „Hidden Oasis“ war anstrengend. Sie hatten Makel. Aber denoch blieb mir dieser hypnotische Folk/Wave-Trip im Kopf hängen und immer wieder landete das zweite Album der Nürnberger Giuseppe Tonal, Tikki Nagual und MadMoses in meinem Player. Nun ist ein Jahr vergangen und die drei haben ihren Weg fortgesetzt um neue (Klang)Landschaften zu bereisen – willkommen in der „Sierra Mécanica“. Und wie schon der Name vermuten lässt : die Musik unterscheidet sich formal gänzlich vom Vorgänger. Formal. Die Folkelemente wurden in der „Hidden Oasis“ gelassen und die Idee, den Wechsel der beiden Spielorte durch die ersten beiden Lieder zu verdeutlichen ist einfach nur genial! So wird Lied eins als Outro des Vorgängeralbums bezeichnet und klingt auch, als ob man 2008 nur vergessen hätte, es ans Ende des Albums zu packen. Es folgt mit „White man got no riddim“ der perfekte Übergang in die neue Welt von Tonal y Nagual, da die Melodie und der Text beibehalten werden, die Instrumentierung aber aus einem ganz anderen Holz gehauen wurde : Die „Sierra Mécanica“ ist elektronisch, offensiver und noch schräger. Und verdammt gut, wenn man sich ersteinmal reingehört hat. Und reinhören muss man sich wirklich, denn man könnte fast annehmen, dass die Musiker beim Erstellen eines Songs immer darauf achteten, dass ein oder mehrere Elemente einfach mal so gar nicht reinpassen um dann so lange daran zu werkeln, dass das Endergebnis schräg aber stimmig klingt. Fast in jedem Song findet sich ein Grundgerüst aus Beats und Noise-Elementen, die aber meist nur das Tempo vorgeben. Die Melodien werden durch schief klingende Keyboards und EndlosSynthieSchleifen erzeugt, die bisweilen aus quäkigen CasioBatterieKeyboards zu stammen scheinen - ztashig, herrlich und man merkt, wie gut TyN zu Werke gehem wenn sie es schaffen, mmit diesen Sounds klasse Songs zu erstellen. Über dieser unvergleichliche und oft anstrengende Mischung thronen schließlich Gesangslinien, die aus einer anderen Welt, zumindest aber aus einem anderen Genre wie der Rest des Liedes zu stammen scheinen. Mal hört man da den Gesangsstil eines Jim Morrison aus späten Doorszeiten heraus, mal ist wieder dieser melancholisch-schwelgende Gesang aus dem Vorgängeralbum. Immer sind die Gesangslinien aber eigentlich massentauglich und schön. Irgendwie ist dieses unkoschere Gesamtpaket so richtig gut. Und auch wenn die Herangehensweise ganz anders ist als bei der „Hidden Oasis“ wirkt das Album ähnlich hypnotisch und mitreißend wie der Vorgänger und TyN sind eigentlich ihrem Stil treu geblieben. Einen eigenen Absatz verdient meiner Meinung auch das fantastische Cover und die Bookletgestaltung - kreativ und optisch sehr interessant. Was bleibt ist eine ganz klare Reinhörempfehlung für alle, die nicht nur auf „Anders“ bestehen sondern auf „Anders, aber gut !“ Freunde der leichten Unterhaltung werden zwar schnell wieder fliehen und TyN werden wohl leider nie die großen Hallen füllen, aber was solls: Die drei Herren aus Nürnberg haben sich Lob und Anerkennung verdient und werden von euch hoffentlich mit der einen oder anderen verkauften CD belohnt.