Es ist noch gar nicht lange her, da (wieder-)veröffentlichte Ant-Zen den ersten Teil der Nyan-Trilogie von This Morn' Omina namens "7 Years Of Famine". Nun, kurze Zeit später, steht schon die zweite Veröffentlichung aus dieser Reihe ins Haus. Die Doppel-CD "Nyan I" oder "Le Serpent Blanc ~ Le Serpent Rouge" steht ganz im Zeichen der Schlange und enthält auf den beiden Scheiben zwei vollkommen unterschiedliche musikalische Interpretationen. Meines Erachtens ein entweder sehr gewagtes Projekt oder ein Meisterwerk, denn während die erste CD "Le Serpent Blanc" vollkommen entfesselt zwischen Techno, Elektro und ein wenig Industrial hin- und her oszilliert, besticht "Le Serpent Rouge" durch gedämpfte, rituelle und sehr mystische Parts. This Morn' Omina selbst beschreiben die beiden CD's als auf die jeweils andere CD bezogene Antithesen. Ob daraus auch eine Synthese entsteht, liegt ganz am Geschmack des Hörers. This Morn' Omina hatten auf dem diesjährigen WGT schon die Möglichkeit "Le Serpent Blanc" der Öffentlichkeit zu präsentieren. Trotz nachmittäglichem Auftritt und hohen Temperaturen haben This Morn' Omina das Publikum im Werk 2 entfesseln können. Von den Live-Qualitäten der Band kann man sich übrigens auf dem auf der zweiten CD enthaltenen Video ("Shiftwind") überzeugen. This Morn' Ominas Mischung aus Techno und rituell-düsteren Elementen ist absolut suchterzeugend. Wie neuzeitliche Schamanen beschwören sie damit unsichtbare Dämonen. Die Struktur der einzelnen Songs ist dabei so geschickt arrangiert, dass die ursprüngliche Abgrenzung zwischen elektronischen Parts, aufwühlenden Tribal-Percussions und eingesetzten Sprachsamples verschwimmt und fast surreal wirkende Kompositionen entstehen. Wenn es ihnen dann noch, wie in diesem Fall, gelingt, diese Songs so zu transportieren, dass man fast in einen Rausch verfällt und völlig darin versinkt und sie gleichzeitig das Potential besitzen, jede Tanzfläche zu füllen, kann man nur den Hut ziehen. Um wieder auf die bereits erwähnte Schlange zurückzukommen, sei an dieser Stelle This Morn' Omina zitiert: "Le Serpent Blanc beschreibt das Erheben der Uraeus (Griechisch: Kobra, Anm. d. Verf.), in manchen Momenten unerbittlich und aggressiv, in anderen trügerisch, verführerisch und zahm." "Le Serpent Rouge" geht einen ganz anderen Weg: Als musikalische Vision eines aus 13 Kapiteln bestehenden französischen Gedichtes bzw. Rätsels mit gleichem Titel. Folglich tragen alle 13 Tracks auch die Titel der einzelnen Kapitel dieses Buches. This Morn' Omina haben ihre eigenen Eindrücke dieses immer noch ungelösten Rätsels in dieser zweiten CD verarbeitet. Das Mysterium des zugrunde liegenden Textes ist deutlich aus der Musik herauszuhören. Mit deutlich weniger auf Beats und stellenweise komplettem Verzicht darauf, unterschwelligen Sprachsamples und dem deutlichen Fokus auf beinahe zeremoniell wirkenden Percussions gräbt sich "Le Serpent Rouge" tief ins Unterbewusstsein. Ein sehr markanter Gegensatz zu "Le Serpent Blanc", aber nicht minder bemerkenswert. Wer sich die limitierte Special-Edition der Doppel-CD sichert, erhält neben einem Aufkleber die 3"-CD "Nagash". Auf ihr sind gekürzte aber dafür wesentlich kraftvollere Versionen einiger Songs von "Le Serpent Blanc" zu finden. Hierbei handelt es sich, wie This Morn' Omina im Übrigen betonen, nicht um Remixes. Es ist schon sehr beeindruckend, was This Morn' Omina mit "Le Serpent Blanc ~ Le Serpent Rouge" abgeliefert haben. Der nächste Teil der Nyan-Trilogie wird es schwer haben, das noch zu toppen.