Gibt es eigentlich irgendetwas, was, musikalisch und inhaltlich, im Space-Rock - Genre wirklich noch gesagt oder ausgedrückt werden muß? Gibt es tatsächlich noch Momente, die, Jahr(zehnt)e nach "Silver Machine" und "Planet Caravan", nach "Across The Universe" und "Set The Controls For The Heart Of The Sun" und "Cygnus X-1" noch nicht längst akustisch eingefangen, für alle Zeit in Musik gegossen worden sind? Gibt es noch neue kreative Aspekte, die dieses Genre mit sich bringen könnte und die darüber hinausgehen, im Stile von "Universal Migrator" eine bloße Kopie jener Tage zu sein, die neben (zeitbedingt) technisch besserer und aufwändigerer Umsetzung an sich inhaltlich wenig Neues zu bieten hat? Zumindest für jene Zeitgenossen, für die diese Fragen halbwegs von Relevanz oder Interesse sind, könnte jetzt eine Antwort nahen in Form von "Super Ready / Fragmente´" der Schweizer Ausnahme-Formation THE YOUNG GODS. Und es zeigt sich: Das Erbe der Space-Rock-Generation besteht eben nicht darin, zum fünfhundertsten Mal teure Digital-Synthies als billig und unglaubwürdig klingende B3-Kopien zu mißbrauchen, nur um der vermeintlich erforderlichen Atmosphäre zu genügen. Das Erbe dieser Zeit liegt irgendwo zwischen stilvollen Psychedelica und schräger, unkonventioneller Musik, zwischen Krach und Stimmung, zwischen abgedrehten Soli, jeder Menge wüsten Klang-Effekten, zwischen Elektronik und Rock und Punk und Industrial und Metal und (Post-)Grunge und insgesamt irgendwie Allem und Nichts. Gegenüber vielen anderen Formationen, die sich in den letzten Jahren an stilistisch ähnlicher Musik versucht haben, können die drei Schweizer zwei gravierende Vorteile für sich verbuchen: (a) Sie verstehen sich wirklich auf den Umgang mit ihren Instrumenten, Effektgeräten und ihrer Studio-Technik und sind in der Lage, all dies zu nutzen, ihre Songs mit mehr Wirkung, mehr Intensität zu erfüllen, ohne im gleichen Atemzug überladen oder technikverliebt zu wirken. Und (b): Die Herren verfügen über genug künstlerische Vision, um erst einmal so etwas wie Songs erschaffen zu können, akustische und lyrische Welten zu bauen, die jenseits gängiger Strukturen und Klischee-Themen ausdrucksstark und eigenständig genug sind, um sich vielleicht eines Tages auch einzureihen in die Liste jener Tracks, die als "stilprägend" jenseits von Trends und Mode-Erscheinungen die Zeit zu überdauern vermochten... ... aber noch ist erst einmal "Heute", und in "Heute" ist "Super Ready / Fragmente'" ein Album, welches schräg, eigenwillig, energisch, konsequent rockt, sich sowohl unter Kopfhörern als auch durch weit aufgerissene Boxen ungehindert entfalten kann und vielleicht einen schönen Start bietet hinein in einen Frühling, einen Sommer, in dem man unter klarem Nachthimmel seine Anlage weit ins Freie rollt und, den Klängen der jungen Götter lauschend, im Gras liegend in den Himmel starrt, bis die Sterne sich zu alternativen Bildern zusammenzufügen beginnen. Kann man Menschen mit offenen Ohren uneingeschränkt empfehlen - well done, folks! Als hervorgehobene Anspieltips geeignet sind das psychedelische, von Sitar-Klängen durchzogene "Stay With Us", das richtiggehend "spacige" "The Color Code" und der Titelsong.