… und ob wir froh sind, dass Richard Ashcroft nicht seine Träume wahr gemacht hat, Profi-Fußballer bei Manchester United zu werden. Das überlassen wir dann doch lieber Anderen, die eindruckvoll beweisen, dass sie weit weniger Gespür für gute Musik haben und bspw. deshalb die Spice Girls dieser Welt heiraten um dauerhaft in teuren Klamotten mit unwirklichen Frisuren in der Glammer-Welt zu posen. Ein echter Poser ist Ashcroft natürlich auch, aber eben ein liebenswerter! 2008 bringt das vierte Album von The Verve in fünfzehn Jahren zum Vorschein, und das in Originalbesetzung. Also ein guter Grund gespannt zu sein, was dabei musikalisch herausgekommen ist. Nach den Solo-Werken von Ashcroft lässt sich zumindest mutmaßen, dass es so richtig schlecht nicht werden kann. Zehn Tracks offerieren die Manchester Lads und beschränken sich damit aufs Wesentliche. Bittersweet sind die Stücke noch immer, allerdings sucht man vergebens nach den epischen, zum schluchzen verleitenden Symphonies, wie sie noch auf ‚Urban Hymns’ zu finden waren um dem Britpop-Hype Mitte der Neunziger einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Lang sind die Tracks mit durchschnittlich sechs Minuten noch immer, doch wirkt die Platte insgesamt um ein Vielfaches psychedelischer als der letzte Output der Band oder auch die Songs fort the Lovers, die in den letzten Jahren Ashcroft die Gnade bescherten, nicht in Vergessenheit zu geraten. Weniger plakativ poppig, vielmehr vielschichtig improvisiert gibt man sich und trifft dabei voll ins Schwarze. ‚Forth’ ist die Platte, die die Gallagher Brüder nie mehr zu Stande bekommen werden, auch wenn deren neue Single ‚Falling Down’ Grund zur Hoffnung gibt, dass die einschlägigen Gazetten auch mal wieder etwas zur Musik statt zu den hinterhältige Lästereien der bösen Brüder schreiben können. ‚Noise Epic’ ist genau das, was der Titel verspricht: breiig auf gleichem dynamischen Level spielt man den Gesang geschickt in den Vordergrund ohne dabei eine besondere Melodie aufzubauen, wie man sie wiederum ausgefeilt und überzeugend in ‚Judas’ oder dem mit herausragenden Harmoniewechseln bestückten ‚I see Houses’ findet. ‚Rather Be’ ist der Komposition nach ein starkes Überbleibsel der Solo-Periode; also für jeden was dabei. Insgesamt fällt auf, dass Nick McCabe die Gitarre noch immer, oder besser wieder bearbeitet wie in den Anfangszeiten der Band. Attestieren kann man den Northern Souls, dass sie noch immer den Northern Soul haben und nicht darauf schielen, den Erfolg von ‚Urban Hymns’ zu kopieren. Dass die Presse ihnen das Auslassen der Stadium-Rock-Momente (bis auf die aktuelle Single ‚Love is Noise’) in unterschiedlichster Art um die Ohren hauen würde, damit haben The Verve sicherlich gerechnet… und einen Sch*** drauf gegeben. Und das macht sie umso sympathischer, weshalb mit‚Forth’ bereits die Gedanken aufkommen, wann denn Nummer fünf an den Start gehen wird und ob bis dahin wieder mehr als zehn Jahre vergehen müssen. Aber vielleicht ist die temporäre Abstinenz bei den Fans auch gerade das Geheimnis, warum sich der Sound des Quartetts noch nicht abgenutzt hat.