Da sind sie auf einmal wieder. Wie aus dem nichts kamen die Stooges wieder zusammen, obwohl für Iggy Pop eine Reunion eigentlich immer undenkbar war. Die Idee dazu kam ihm während seiner letzten Soloplatte "Skull Ring", als er kurzerhand die Asheton-Brüdern Ron (Gitarre) und Scott (Schlagzeug) anrief und diese einverstanden waren, bei vier Songs mitzuspielen. Dabei hat man wohl die alte Energie wieder gespürt und den Ehrgeiz entwickelt, die Stooges wieder ins Leben zu rufen. Nach einer Reunion-Tour kam man dann auch auf die Idee, ein neues Album aufzunehmen. Aus der alten Besetzung neben den Ashetons Saxophonist Steve MacKay wieder dabei. Mike Watt (The Minutemen) ist die einzige Ausnahme und der einzige Neuling, der den Platz von James Williamson bzw. Dave Alexander einnimmt. Letzterer verließ die Stooges bereits nach ihrem zweiten Album 1970 und schoss sich 1975 mit einer Überdosis Heroin aus dem Leben. Das dritte und vorerst letzte Album der Stooges, "Raw Power", erschien 1973. Danach löste sich die Band endgültig auf. Alle ihrer drei Platten waren damals nur mittelmäßig erfolgreich. Viel mehr Aufsehen erregten die Konzerte der Band, bei denen sich vor allem Frontmann Iggy Pop durch exaltiertes Verhalten hervortat. Damals war die Zeit wohl noch nicht reif für das Geknüppel der fünf. Punk steckte noch in den Kinderschuhen und Iggys Einbalsamierungen mit Erdnussbutter und seine Selbstkasteiung mit Glasscherben war wohl einfach zu viel fürs Publikum. Zudem war Iggy damals bekennender Drogenkonsument und hätte sich beinahe zusammen mit David Bowie in den Heroinhimmel gespritzt. Bowie produzierte "Raw Power" und half Iggy auch bei seinen ersten beiden Soloplatten. Daher wohl auch die gesangliche und musikalische Reminiszenz an David Bowie im Titelsong "The Weirdness". Für das Reunion-Album saß Steve Albini an den Reglern, der das auch schon für Nirvana und die Pixies tat und damit eigentlich schon ein Heiliger ist. Genauso wie die Stooges, denn nicht zuletzt haben wir viele musikalische Strömungen ihrem Einfluss zu verdanken. 33 Jahre nach der letzten Platte muss man sich natürlich die Frage stellen, warum die Stooges es nun noch einmal probieren. Vielleicht um den alten Schmerz zu überwinden, es damals nicht an die Spitze geschafft zu haben. Vielleicht auch nur der alten Zeiten willen. Den Stooges ist aber wohl auch klar, dass "The Weirdness" nun nicht die Überfliegerplatte wird. Ihre musikalischen Akzente haben sie bereits vor 30 Jahren gesetzt. Nun gilt es, der Welt zu zeigen, was sie noch drauf haben. Spaß spielt dabei natürlich eine große Rolle, auch wenn die Dispute von damals heute im Studio wieder ausgebrochen sind. Manche Bands brauchen das, um wirklich kreativ zu sein und den Stooges ist das gelungen. Verschroben und schräg wie damals klingen sie heute immer noch erfrischend unkonventionell. Gewollt schief singend und mit einem Sound, der wie dreimal geprobt und dann eingespielt klingt, zeigen sie allen Erwartungen den Mittelfinger und rotzen das Album geradezu hin. Mal Blues-, mal Country-Einflüsse, hier Punk, da Alternative und jede Menge Rock. Genau die richtige Musik zum Stagediven und abfeiern, mit wie immer bissigen und ironischen Texten. Ja, sie können es noch und fordern die Kritiker geradezu heraus. "The Weirdness" ein geballtes Rock- und Punk-Konglomerat mit dem sich die Band nun endlich die Beachtung erarbeitet hat, die ihr damals versagt blieb. Nicht wegweisend aber trotzdem grandios. Und ja nicht der Mami vorspielen!