Manchmal hat eine halbe Stunde keinen besonderen Wert und geht für uns ziemlich unbewusst vorbei, weil wir mitten in einer Sache sind, gefangen im Alltagsstress. Manchmal wünschten wir uns vielleicht eine halbe Stunde "so für zwischendurch", um einen lang aufgeschobenen Anruf zu tätigen, eine im Postfach immer weiter nach hinten rückende Email zu beantworten oder schnell noch eine Kleinigkeit zu besorgen. Und dann das Gegenteil: Diese zahlreichen Momente, in denen wir gefühlte und tatsächliche dreißig Minuten an kostbarer Zeit vergeuden. Nämlich wenn wir mal wieder auf den chronisch zu spät kommenden Zug oder in der überlangen Kassenschlange warten müssen. Im Stau stehen, versetzt wurden oder aber wenn man sich das Album von The Setting Son anhört. Denn das sind dreißig Minuten, die man hätte besser nutzen können. The Setting Son, die Garage/Psychedelic-Rock Band aus Kopenhagen um Bandleader Sebastian T.W. Kristiansen, bietet vierzehn nichts aussagende Titel, die schwer zu konsumieren und noch schwieriger einzuordnen sind. Aber generell, so fühlt sich der Brei der Dänen zumindest an, vermitteln sie ein Gemisch aus pubertärer und liebesgetünchter Duselei mit zeitlich passendem "Alles Scheiße - Ich entdecke meine anarchistische Phase" Rebellion. Verpackt wird das Ganze in verträumte oder scheppernde Sounds, die immer wieder auf den ähnlich klingenden Einsatz von Orgel, Tamburin und penetranten eingängigen Gitarrenparts setzt. Den bearbeiteten, ziemlich verweichlichten Gesang, könnte man vielleicht noch als Geschmacksache durchgehen lassen, die Monotonie - die sich wie ein roter Faden durch dieses Album zieht - nicht. Ich weiß zwar nicht welche, aber bestimmt wird The Setting Son mit ihrem self-titled Album ein paar Hörer erreichen. Vielleicht muss man wirklich als Voraussetzung, um sich den Dänen nähern zu können, im Sound der Sechziger-Jahre-Garagen-Bands verankert sein, vielleicht muss man ein besonderes Faible für (derartige!) psychedelische Geflechte haben. Jedenfalls ist The Setting Son sehr speziell und daher nur an ... – ja wen? Feinde? Gar nicht? - zu empfehlen. Erschreckenderweise, dies sei hinzugefügt, arbeitet die Band gerade an neuem Material für ihr drittes Studioalbum. Wer also genügend Freizeit hat und nicht weiß, wohin mit seinen 30 Minuten, der kann sie hiermit vergeuden und sich gleichzeitig auf mehr von den Dänen freuen.