Rorschach Garden haben mit ihren bisherigen drei Alben gezeigt, wie gut und liebenswert Retro sein kann. Düdeliger Sound, niedliche Melodien, klasse (politisch inspirierte) Texte und durchgehend hohe Qualität im Songwriting (Wenn man die eher begrenzten Möglichkeiten in der Minimal Welt bedenkt) auf gesamter Albumlänge – was konnte man sich als Fan dieser Musikrichtung mehr wünschen ? Dementsprechend hoch waren meiner Erwartungen, als ich die neue Scheibe der Bielefelder in den Händen hielt. Nur ein Jahr ist seit dem Erscheinen der „Toy Factory“ vergangen und ich gebe zu, daß es „Transfer“ von Anfang an schwer hatte. Denn wie fängt aller CD-Genuss an ? Mit den Augen. Und das Cover ist einfach enttäuschend. Waren auf den Vorgängern fröhliche Roboter und Manga-Godzillas zu sehen, die passend zu den Melodien auch den optischen Eindrück bunter machten sieht „Transfer“ schlicht und einfach fad aus. Nichts Nettes, nichts Liebenswertes, einfach unansehnlich. Selbst nur für sich betrachtet ist das Artwork misslungen. Mit dem flauen Gefühl im Magen, daß sich das Projekt nun entschieden haben könnte, ernsthaftere und gesetztere Musik zu machen landet der Silberling im Player. Und mit „Move yourself“ erklingt auch sofort einer der schwächsten Songs des Albums. Was fehlt ist das Herz, der Song kling eher kalt und uninteressant. Nur die Vocals sind typisch Rorschach Garden, der Rest zieht an mir vorbei. So weit, so schade. Doch es ist nicht alles zu spät, Rorschach Garden geben Entwarnung und zeigen mit Titel Nummer zwei, wie gut sie doch eigentlich sein können. „Let the Information flow“ treibt mir sofort ein Lächeln ins Gesicht, das Lied ist schön programmiert, hat eine wunderbare Melodie, der Text ist stimmig und mein Tanzbein zuckt. Der Song ist mein Favorit auf „Transfer“, hat das Potenzial, lange lange zu gefallen und versöhnt nach diesem Start. Ein definitiver Anspieltip. Die nächsten Lieder sind einfach wunderbare Minimal-Perlen die alles beinhalten, was man an Rorschach Garden mag. „Doing Business“ und „Security Exit“ stechen etwas hervor und sollen die anderen beiden Anspieltipps sein. Alles könnte so schön sein, aber dann geht es wieder bergab. Plötzlich beginnen die Lieder dahinzuplätschern, manche sind reine (und leider auch öde) Instrumentals, es fehlen die Ecken und Kanten und Langeweile kehrt ein. „Less vast“ und „Nature's last Announcement“ sind zwar noch sehr gelungen, liegen aber inmitten von fünf enttäuschenden Nummern. Selbst der Abschlußtrack kann mich nicht überzeugen, denn er hat zwar eine durchaus gefällige Melodie, doch zum ersten Mal singt Philipp Muench schiefe Töne (die Gesangslinien sind auch einfach nicht für seine Stimme gemacht). Hoffentlich ist „Transfer“ nicht richtungsweisend für das weitere Schaffen dieses so liebenswerten Projektes. Viele Lieder (immerhin sechs von vierzehn) und vor allem das Coverartwork lassen den Charm vermissen, der Rorschach Garden so besonders macht. Daß die Bewertung mit vier Punkten denoch gut ausgefallen ist liegt an den (nach Adam Riese) verbliebenen acht Liedern, die einfach schön sind und zum Teil zum Besten der Bielefelder gehören. Fans der Vorgänger sollten auf jeden Fall ein Ohr riskieren, allen interessierten Neueinsteigern empfehle ich aber eher die Rundum-sorglos-Pakete „Toy Factory“ und „Our Japanese Friends“.