The Red King ist das musikalische Austobobjekt von Johann Bran Cleereman, der auch schon in der amerikanischen Black-Metal-Band Corvus Corax spielte. Nach dem Debüt "Vitreolum", das mit Songs epischen Ausmaßes aufwartete, hat sich der Red King diesmal dazu entschlossen, die Tracklänge etwas zu kürzen. Damit haben es statt nur vier stattliche sieben Songs auf das neue Album "Somniferum" geschafft. Dafür geht es auch ein wenig rockiger zu als auf dem ätherischen "Vitreolum". Das neue Album "Somniferum" bedient sich verschiedene Stile und formt daraus eine Art herben Darkwave. Würde man Ministry, New Model Army und Cinema Strange in einen Topf werfen, dazu eine Prise Alchemie, einen Hauch Magie und eine Messerspitze Mystik, dann würde als Ergebnis ungefähr "Somniferum" heraus kommen. Schrammelnde Gitarren, ein dumpf klingendes Schlagzeug, verwaschene Synthies und ein Gesang, der von Schreien, über Hauchen bis hin zu unverständlichem Blubbern alles abdeckt. Dass "Somniferum" vom Sound her so klingt, als wäre das Album 20 Jahre alt, ist wohl Absicht. Schließlich geht es inhaltlich um eine uralte Kunst, die der Red King auch bei seinen Liveshows zelebriert: rituelle Zeremonien. Der Albumtitel bzw. das Cover referenziert deshalb auch nicht umsonst auf "Papaver Somniferum", dem Schlafmohn, aus dem Opium hergestellt wird. Aber zurück zur Musik: "Somniferum" weiß wirklich zu verzaubern. Ein Wechselspiel zwischen sich gegenseitig aufreibenden Gitarren und Synthies, zwischen atmosphärischen und ruhigen Passagen, eingängigen Melodien und fesselnden bassläufen. Das Gesamtwerk mag beim ersten Hören noch etwas seltsam, ja fast dilettantisch klingen, aber schon beim zweiten Durchgang gewinnt "Somniferum" immer mehr für sich. Hinzu kommt die aufwändig gestaltete Aufmachung im DIN-A5-Digipack mit einem von Ben Vierling gemalten Bild. Alles zusammen eine wirklich gelungene Veröffentlichung. Zwei Wermutstropfen gibt es allerdings noch. Der letzte Song ist nicht nur 30 Minuten lang, sondern in dieser Zeit wird ständig die gleiche Melodie wiederholt. Wahrscheinlich die Begleitmusik zu irgendeinem Rausch, welche den Hörer in eine Art Trance versetzen soll. Zweitens ist "Somniferum" bislang nicht im deutschen Handel erhältlich und wird es wohl in absehbarer Zeit auch nicht sein. Es lebe das Internet.