The Prodigy sind in den letzten Jahren nicht unbedingt damit in Erscheinung getreten, dass sie bahnbrechende neue Akzente in der Musikgeschichte gesetzt haben, aber das ist egal, denn schließlich haben sie genau dies bereits in den 90ern geschafft! Mit ‚Charly’ und ‚Everybody is in the place’ zunächst als die Punkclowns der Technoszene belächelt, zeigten die Band ihr wahres Potenzial mit ‚The Fat of The Land’ 1996. …und um Songs wie ‚Breathe’ und vor allem ‚Firestarter’ kam wohl kein Fan der kraftvollen elektronischen Tanzmusik herum.

Mit ‚Invaders Must Die’ schaffte die Band 2009 nach einer eher hilflosen Veröffentlichung dazwischen mit bewährten Stilmitteln zu ihrer alten Kraft zurückzufinden. 2010 dann das größte Konzert ihrer Karriere auf dem Warriors Dance Festival in Milton Keynes, irgendwo in den Feldern nördlich von London. Und hier haben wir den Beweis: ‚Worlds on Fire’. Das CD/DVD-Set beinhaltet das Konzert, höchstpersönlich von Liam Howlett abgemischt. Siebzehn Songs aus dem Back-Katalog finden sich locker gemischt in der Setlist. Mit ‚Breathe’ und ‚Omen’ eröffnen zwei sichere Stimmungsmacher den Abend auf einer Bühne die sich gewaschen hat. Die Ambulances des letzten Albums hängen neben einer unglaublichen Lichtmaschinerie an der Decke und gleißende Spots verwandeln den Himmel in ein leuchtendes Inferno. Retro, ein wenig wie die ganze Show, erledigen fette Laser das Übrige.

Älter scheint die Band irgendwie nicht geworden zu sein, denn zumindest optisch könnte das Konzert auch zehn Jahre alt sein. Der Schnitt ist sehr publikumsbetont. Immer wieder rücken die Fans in den Mittelpunkt und es scheint, als ob jedes Dezibel der Musik über die Gesichter zurück auf Film gebannt würde. Wie Meteoreneinschläge bilden sich spontan Moshpits in der Menge und es wird krass herumgepogt bis der Krankenwagen kommt oder die entspannten Phasen der Songs einsetzen. Immer wieder sucht Maxim die Nähe zum Publikum durch verbale Interaktion, während Keith Flint auch gerne mal die ersten Reihen abläuft und Hände abklatscht.

Schließt Eure Kinder weg wenn die DVD läuft, denn epileptische Anfälle durch hektische Schnitte und Dauergewackel sind vorprogrammiert: geil das, wie MTV 1997! Besser könnte die Umsetzung nicht passen zum legendären Monstersound der britischen Big-Beat-Heroen. Schon im Menü zappelt und flimmert das Bild und es gibt viel zu entdecken. Überall verstecken sich Eastereggs: mal rennt man mit der Crew durch die Brixton Academy um Keith auf der Tribüne während des Konzert wieder einzufangen, dann erklärt Keith in einem Camping-Laden die Welt und wirklich cool ist das Spontan-Mini-Video zu ‚Mescaline’ im Hotelflur. Ganz offiziell spendiert die Band noch zwei Hände voll Bonus-Tracks im Doku-Format. Sprich: im Song werden immer wieder mal Berichte zu verschiedenen Festivals auf der ganzen Welt integriert. Glastonbury, Isle of Wight, Japan und vieles mehr bietet einen zusätzlichen Blick in die Welt des durchgeknallten Quartette und gleichzeitig bekommt man zumindest hier das im Hauptfilm nicht vorhandene ‚Poison’.

Das ist die DVD, die man über Jahre schmerzlich vermisst hat. Fast so etwas wie ein Zeitzeugnis ist sie geworden, ein Film mit der sich die Band - wenn auch recht spät - ein kleines Denkmal setzt. Wer bereits mit The Prodigy abgeschlossen hat wird die Veröffentlichung zwar nicht brauchen, aber ich bin mir sicher, es gibt noch genug ‚When-we-were-young’-Fans.