Die Gastsängerliste des Debütalbums "Fusion" von The Parallel Project liest sich fast wie so ein kleines Who Is Who der Electro-/Futurepop-Szene: Darin Huss (Psyche), Sandrine Gouriou (Seize), Mark Jackson (VNV Nation), Rashree Devi Matson (DJ Devi), Tom Shear (Assemblage 23), Daniel Myer (Haujobb), Jennifer Parkin (Ayria, ex-Epsilon Minus), Clint Carney (System Syn), Salva Maine (Culture Kultür), Courtney Bangert (God Module), Victoria Lloyd (Claire Voyant), Ned Kirby (Stromkern), Kristy Venrick (The Azoic), G. Wygonik (Cut.Rate.Box) und dem Macher Alex Matheu (Negative Format). Und wer Negative Format kennt, der weiß, dass der Stil ziemlich Trance-Techno-lastig ist. Natürlich mit leichten EBM- und dunkleren Electro-Einflüssen versehen, sonst würde es ja nicht hierher gehören. Der Sound wurde auf seinem letzten Album "Cipher Method" auch schon mit dem Siegel "Trance Body Music" versehen. Demzufolge war ich auf all die verschiedenen Einflüsse dieser Bands schon sehr gespannt und freute mich schon, die medialen Lobpreisungen auch endlich zu hören. Doch was kam dann? Der Opener "Space And Fiction" mit Psyches Darrin Huss. Klanglich eben ein Opener, der als Overtüre nicht gleich alle Stärken zu Beginn offenbart sondern diese dann sicherlich Track by Track zum Besten gegeben werden sollen. Da stellt sich aber ganz schnell die Frage: Kann man sich das mit solch bekannten Gastsängern erlauben? Und gleich noch eine zweite: Haben diese überhaupt musikalischen Einfluss nehmen dürfen oder durften sie nur ihre bekannten Stimmen beisteuern und dann Alex wieder allein im Studio zurück lassen? Nach dem zweiten Titel mit Sandrine Gouriou von Seize stellt sich nämlich genau diese Vermutung ein. Zwar sind die Stimmen jeweils sehr markant, doch wäre es klüger gewesen, den Projektnamen eher "Negative Format meets..." zu nennen. Denn so hätte man gleich eine bessere Vorstellung des Sounds gehabt, der sich, natürlich in diversen kleinen Abwandlungen, durch die gesamte CD zieht. Bis auf die langsameren Songs (Nr. 4 (noch Midtempo), 8, 11 und 12 - Ned Kirby sollte doch eher bei wilderen Sachen zum Einsatz kommen) sind sie allesamt tanzbar. Ich bezweifle jedoch, dass sie in den Clubs für wahre Stimmungsausbrüche sorgen. Die Gastsängerstimmen sind die einzigen wahren Höhepunkte der CD, so dass sie sich viel besser für den heimischen CD-Player eignet als für den im Tanztempel. Denn da fallen einige der interessanteren Electro-Klänge bzw. -spielereien noch eher auf. Außerhalb der Wohnung wird man diese nämlich nicht richtig wahrnehmen, weil man sie wegen der vermuteteten und dann nicht eintretenden Tanzstimmung einfach überhört. "Deleted Scenes" mit Mark Jackson finde ich sehr interessant, da es das erste Mal ist, dass man den Hintergrund-Mann von VNV Nation singen hört. Und ich muss sagen, dass seine Stimme sehr angenehm rüber kommt. Das Arrangement ist jedoch leider nur 08/15, ebenso die Sounds - einfache Futurepop-Klänge mit Anleihen aus den "hellen" Clubs der Mitte/Ende 90er-Jahre. Dieser Stil zieht sich durch einen Großteil der Songs. Einzig das ruhige "Drowning" mit Clint Carney von System Syn klingt wie eine gute Symbiose von Negative Format und der Band eines der Gastsänger. Ein bisschen Verträumtheit kommt durch die Songs "Failure" mit der Seize-Sängerin und "Memory" mit der God Module-Sängern auf, deren Stimmen gut in den Trance-Body-Music-Sound integriert worden. Ansonsten lautet mein Fazit: Schade, schade, schade! Ich hätte mir viel mehr durch die Zusammenarbeit mit diesen Künstlern versprochen, die aber anscheinend wirklich nur mit ihren Stimmen anwesend sein durften.