Nachdem einzelne Tracks af Compilations und vor einigen Wochen die ‚Rainy Days and Remixes’ EP bereits Hoffnung auf einen guten Longplayer der Opiates gemacht hat, liegt dieser nun mit ‚Hollywood Under The Knife’ als schicker Klapp-Papp-Pack mit einem Booklet, das dieses herrliche, matt bedruckte und süßlich riechende dicke Papier verwendet vor. So schafft man bereits durch Materialauswahl und Tillmanns Fotos erste visuelle Überzeugungsarbeit zu leisten für ein Werk, das eigentlich schon seit 2009 angekündigt war. Der Norweger Robert Solheim und Billie Ray Martin haben sich zusammengefunden um ihre Sicht auf elektronische Musik mit aktuellen Themen in gerade raus formulierten Texten zu vereinen. Solheim, der bereits im Kontext Ambient bis Detroid unterwegs war, malt eine voll-digitale Kulisse um darin den Star des Abends, Billie, zu präsentieren. Genausogut hätte man die Melodien in eine loungige Atmosphäre mit analogen Instrumenten setzen können, davon distanziert sich die Band jedoch sehr direkt. Die Abwechslung leidet darunter keinesfalls, denn von der Ballade über straighten Pop bis hin zum treibenden Club-Track finden sich in den neun Songs eine Menge Nuancen der schillernden Synthetik-Welt zwischen The Knife und Yazoo. Den absoluten Knaller des Albums hat bereits 2009 DJ Hell sicher aufgespürt und auf seiner Gigolo 11 Compilation veröffentlicht: ‚Candy Coated Crime’ heißt er und verbindet vordergründige sich durch den Song ziehende Synth-Sounds mit Tanzbarkeit und einer verführerischen Melodie, ganz ähnlich wie dies 2002 Soft Cell mit ihrem durchweg positiven Comeback und dem Song ‚Monoculture’ geschafft haben. Über die Qualität dieses Songs scheint sich auch das Duo im klaren zu sein, denn als Bonus enthält das Album neben den neun regulären Songs auch noch eine 7-minütige Version des Titels als klassische 12“-Extended Version. Ganz anders das auf Polanskis Film ‚Der Mieter’ referenzierende ‚I’m Not Simone Choule’. Minmal instrumentiert transportiert der Song die beklemmende Atmosphäre, die durch eine Umgebung entsteht, die aus einer Person einen Menschen machen möchte, der sie nicht ist. Ähnlich low-key aufgebaut ist ‚Anatomy Of A Plastic Girl’, ein Song der bereits auf einer limitierten 10“ 2008 veröffentlicht wurde. Immer weder stellt Solheim Billie Ray Martins Stimme in den Vordergrund und nimmt sich instrumental zurück. So erhält ‚Hollywood Under The Knife’ einen Charakter, der an Elektro-Chansons erinnert und auch mal mit ‚Rainy Days And Saturdays’ eine verträumte Pop-Ausrichtung annehmen kann, ohne dabei die leicht düstere Grundstimmung außer acht zu lassen. Einzig ‚Jalousies and Jealousies’ erscheint nicht ganz so stark, ist aber auch kein Titel den man skipt, insofern hat sich das Warten auf ‚Hollywood Under The Knife’ voll gelohnt und belohnt den treuen Käufer mit Songs, die sich entfalten wie die lila schimmernde Blüte auf dem Cover.