Nachdem ich die Latte für The Nine mit der Rezension zu "Dreamland" schon sehr hoch gehängt habe, bestand natürlich für die weiteren VÖs immer die Gefahr, sie zu reißen. Vor allem dann, wenn es sich, wie mit "Invasion", um eine Art Best Of-CD handelt, die zudem fast ausschließlich nicht aus Originalen sondern Mixen besteht. So hoffte ich schon beim Durchlesen der Tracklist, dass The Nine trotz der Andersartigkeit wieder ein rundum gelungenes Album abliefern würden. (Und genauso kam es.) Dieses Album stellt die populärsten Club-Mixe, Raritäten und Favoriten der Band zwischen 1997 bis 2001 dar. Ihrem Stil sind sie demzufolge auch auf diesem Silberling treu geblieben, d.h. melodiöser Synthpop mit leichtem 80er-Einfluss als Grundlage, dazu unterstützende Gitarren und teilweise härteren Beats. Und ab und zu blitzt auch mal der Klang von Michael Hutchences Stimme durch, die aber zum Sänger Geoff Pinkney gehört. Vergleiche mit Mesh werden an dieser Stelle verboten, weil dies die Band in ein Licht rückt, welches sie viel kleiner als ihr eigentliches Potenzial dastehen lässt. Der Großteil ist nämlich (im Vergleich zu Mesh) mehr als tanzbar und clubtauglich, aber ein kleinerer Teil bietet dennoch auch Möglichkeiten zum simplen Genießen - vom leichten Chillout-Charakter bis hin zum einem gewaltigen Gänsehautgefühl. "Control (The Domination Mix)" geht sofort ungehemmt zur Sache und übertrifft das Original noch um einiges. Der krachendste Song des Albums - ein Synthpop-Clubfüller mit einem irren Refrain, der durch seinen voll nach vorn ausgerichteten Beat der sanfteren Synthi-Fraktion definitiv zu hart sein dürfte. In eine ähnliche Richtung begibt sich "Eternal Insane (Asylum Mix)", nur um einiges elektronischer und leicht technoisiert. Es dauert eine ganze Weile, bis sich der Song entwickelt hat, aber wenn dann der Chorus das erste Mal richtig einsetzt (nach ca. 3 Min), ist alles vergessen. Das absolute Hightlight der CD ist für mich neben vielen großartigen 100%igen Synth'n'Dancefloor-Liedern wie "My Fallacy (Delusion Mix)", "Back To This (The Renaissance Mix)", "Our Tomorrow (Omniscient Mix)" und "Ripped (Propaganda Magazine Mix)", welches bei höherer Lautstärke leider etwas übersteuert wirkt die fast komplett portugiesische Version von "Like An Alien": "Como Um Alien". Verglichen zum Original wirkt der Song klangtechnisch ausgereifter und voluminöser. Das beste an dieser Nummer ist aber der Refrain - für nicht portugiesisch Sprechende sehr unverständlich aber faszinierend zum Anhören. Ein Ohrwurm sondergleichen mit einem absolut gelungen Ausklang. Für die ruhigeren Momente sorgen der Extra-Song mit Chillout-Charakter im Gesangsbereich "Adrenaline Flows" und der Bombast-Downbeat-Popsong "I Won't (Single Version"), wovon letzterer, zusammen mit "Control", "My Fallacy" und "Como Um Alien" meine unbedingten Anspieltipps für dieses Album sind. Fazit: Mit ihrem melodiösen, teilweise fast rockigen und auf Refrain mit Ohrwurmgarantie abzielenden Sound bieten The Nine dem Hörer eine Mischung aus schnellen und tanzbaren aber auch ruhigeren und in eine andere (Klang-)Welt ziehende Titeln, die wie Lieblingsschokolade wirken. Man will alles sofort und auf einmal haben und das am liebsten nicht enden wollend. Doch irgendwie schaffen sie es, dass die CD Einem nicht zu den Ohren raus kommt, wenn man sie zu oft gehört hat. Vielleicht aus dem Grund, weil sie trotz ihrer Markanz eine Vielfältigkeit bieten, die sonst nur wenige Synthi-Sampler bieten.