The Neon Judgement kennt wohl jeder, der sich auch nur ein wenig mit alternativer Musik der 80er auseinandergesetzt hat, und wenn es nur vom legendären ‚This is Electronic Body Music’ Sampler mit dem Beitrag ‚Chinese Black’ ist. Vor zwei Jahren hat man mit ‚Outbox’ bereits eine ähnliche Veröffentlichung hingelegt, bei der sich wie auch beim vorliegenden Release originale Tracks und Remixes zusammen präsentieren. Damals erstreckte sich die Musik über zwei CDs, bei Redboy beschränkt man sich auf einen Silberling. Dass The Neon Judgement mit Konzept durchdacht Songs aus dem Electronic-Darkwave-Umfeld veröffentlichten erkennt man schnell, ebenso wird aber auch deutlich, dass dies einfallsreich mit möglichst wenig Wiederholung innerhalb der Tracks geschah. Das genannte ‚Chinese Black’ mit den bedrohlich depressiven Flächensounds steht dabei neben einem alternative lockeren ‚Miss Brown’, einem vom Beat her Art-of-noisigen ‚The Man’ oder auch dem deutlich elektronischeren ‚13.13’. Heute veröffentlicht könnte der dargebotene Stil der beiden Belgier zwar eventuell nur bei einem schmalen Publikum zu begeisterungsausbrüchen führen, ein Zeitzeuge der frühen Gitarren-Electroniker ist Redbox jedoch allemal. Zu den ursprünglichen Tracks hat sich die bisher nicht veröffentlichte und aktuell aufgenommene Cover-Version von Bowies ‚Heroes’ hinzugesellt. Nach der grandiosen unlängst veröffentlichten Version von Apocalyptica/Lindemann des gleichen Titels, steht diese Version zwar hinten an, sie hat aber auf jeden Fall eine Daseinsberechtigung. Interessant wird es dann mit den Remixes, bei denen einerseits selbst Hand angelegt wird (Dirk da Davos Neon Electronics), andererseits aber auch Kollegen die Regler drehen um neue, durchweg gute Interpretationen abzuliefern. Helmut Kraft hebt ‚Chinese Black’ auf eine neue Ebene und es scheint, als ob die vier Minuten des Titels gleich drei neue Mixes enthalten. Zunächst beginnt der Titel recht akustisch, dann setzen dezente klopfende Beats ein bis der Mix in einem elektro-trancigen Teil gipfelt. Sehr gelungen das Ganze, genauso wie die Interpretation von ‚13.13’ durch Blackstrobe, bei der sich die rockig-minimale Richtung des neuen Albums der Franzosen bereits abzeichnet. Wie heißt es so schön? ‚Three, the lucky number!’… so dass David Caretta die dritte hervorzuhebende Abmischung liefert. ‚Awful Day’ mit einem leichten Sequencer-Lauf und passendem Gesang führen zu einem sehr coolen Gesamtbild für einen Song dieses Genres. Bei ‚Redbox’ muss man sich vor Augen führen, was geboten wird um nach dem Kauf nicht enttäuscht zu sein. Wer die Klassiker sucht muss akzeptieren, dass mit diesen im zweiten Teil ‚experimentiert’ wurde, wer hauptsächlich die frisch klingenden Remixes gut findet wiederum muss sich vor Augen führen, dass es sich beim ersten Teil zwar um Klassiker handelt, diese allerdings für den ein oder anderen Hörer den Eindruck hinterlassen könnten, dass sie irgendwie ein wenig in die Tage gekommen sein könnten. Gute Zusammenstellung für ein dediziertes Publikum.