The National Anthems liefern Indie-Pop made in Sweden, und jeder der mich ein wenig musikalisch kennt weiß, dass ich eine Schwäche für alles habe, für alles was aus Schweden kommt und nicht nach Fleischbällchen oder Platikbecher aussieht. Die Cardigans, die Wannadies, Kent und noch viele mehr formen meine musikalische Vergangenheit maßgeblich. Schweden scheint da so etwas ganz Bestimmtes, Eigenes zu haben, was seine Indie-Exporte auszeichnet. Insofern weckten auch die National Anthems mit ihrem gleichnamigen, bereits dritten Album mein Interesse. Inzwischen zum Quintett gewachsen liegt der Fokus mit zwei Gitarren und Bass auf der Saitenarbeit. Der Sänger Robert Stalbro bringt noch ein wenig Piano-Elemente mit ein, Elektronik klammert man ganz aus. Das Album erinnert in guten Momenten an die New-Wave-Bands der Achtziger und manchmal auch an die Manic Street Preachers, einige Songs könnten jedoch auch von Brian Adams an einem besonders guten Glückstag geschrieben worden sein. Und in dieser Aussage liegt natürlich ein kleiner Vorwurf versteckt: die vorliegenden Songs klingen teilweise sehr konservativ und Klischee-geprägt, passend zum Cover mit der Frau in der weißen Bluse im Fenster der Backsteinmauer sitzend…. Hier fehlt ein wenig der Mut, die durchaus guten Songstrukturen mit etwas mehr Unkonventionalität in den richtigen Level zu heben. Gerade das Gitarrenspiel in den schnelleren Stücken ist dafür ein gutes Beispiel. Dass es auch anders geht, zeigt die herausstehende Ballade ‚Last Goodbye’, die nur mit melancholischer Klavierbegleitung die Vocals richtig zur Geltung bringt und die notwendige Emotionalität und Leidenschaft in den Song legt, die vorher in großen Teilen gefehlt hat und vielleicht genau für diesen Moment gesammelt wurde. Insgesamt sicherlich technisch gekonnt, müssen sich die National Anthems nun ihre Alleinstellungsmerkmale überlegen um mit dem nächsten Werk etwas mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. In der jetzigen Konstellation finden sich bestimmt auch einige Fans, aber die Band wird es nicht schaffen auf dem übersättigten Musikmarkt durch das gewisse Etwas aufzufallen um ein großes Publikum in ihren Bann zu ziehen.