Wir kehren zurück in die Zauberwelt von Ágnes Tóth und Mihály Szabó mit ihrem sechsten Album "Metanoia", einer (laut Packungsbeilage) "Rückkehr zum unberührten und reinen Pfad des kristallenen Daseins", und auch drei Jahre nach ihrem letzten Album präsentiert sich die Musik der beiden ungarischen Multiinstrumentalisten wie ein amerikanischer Weihnachtsbaum: überladen, kitschig aber irgendwie in seiner extremen Verklärung doch schön. Das Coverartwork, von Ágnes Tóth selbst bezaubernd gestaltet, passt auch auf die T-Shirts von jungen Menschen mit Hang zu Esotherik, Naturmystik und Rollenspiel/Re-Enactment - auf einer an "The Fountain" erinnernden Scholle treiben ein Baum und ein Rotwild dahin, alle Elemente (einschließlich der Sonne) schneckenartig geformt, die Farben gelb, braun und ocker. So bekannt, wie einem der Stil dieses Bildes vorkommt, so vertraut wirken auch alle Elemente der 43 Minuten Folkzauberei. Eine dichter Klangteppich stromloser Zupf-, Streich- und Blasinstrumente, eine großartige Arbeit an den Percussions, viele liebliche Melodien und abwechselnder männlicher und (vor allem) weiblicher Gesang. Alles ist noch ein Stück weit perfekter und ich halte The moon and the nightspirit immer mehr für die Speerspitze in ihrem musikalischen Segment, doch ein dauerhafter Genuß fällt mir weiterhin schwer. Das Duo hat sich zwar gerade an den Mikrophonen deutlich weiterentwickelt, doch immer noch ist mir Ágnes' Gesang viel zu nett. Viel viel viel zu nett. Im Zusammenspiel mit der zauberhaften Instrumentalarbeit ist "Metanoia" wie eine Überdosis meiner Lieblingssüßware: Schnell und effektiv versinke ich in einem Zuckerkoma aus dem ich zwar nicht unbefriedigt, aber eigentlich ohne wirkliche Erinnerung aufwache. Ich kann das Duo beim besten WIllen nicht schlechtreden und Fans dieser Spielart werden das Album vollkommen zu recht lieben. Sicherlich wird es ihnen auch besser als mir gelingen, einzelne Melodien zu memorieren und bei der Lektüre des Booklets auch gedanklich in diese fluffige Fabelwelt einzutauchen. Und wer bin ich, dass ich eine solch mühevolle und (auf ihre Weise) kreative Arbeit verreiße, nur weil mir das Traumzauber-Gen fehlt?