Mit dem Eintritt von Martijn Pieck in das [Law-Rah] Collective haben die wärmeren und vor allem auch zahlreicheren Töne Einzug gehalten. Bauke van der Wal hatte sich erst allein und später mit Hiekelien Van Den Herik und noch später mit Martijn Pieck immer mit der Vergangenheit beschäftigt, sei es die Flutkatastrophe 1953 in Holland und England oder das Loblied auf seine Heimatstadt Utrecht auf dem letzten Album "Inspiration". Der neue Longplayer "Solitaire" beschäftigt sich, wie sollte es anders sein, ebenfalls mit der Vergangenheit; aber auf eine etwas andere Weise. "Solitaire" behandelt die verklärte Sicht auf die Vergangenheit aus den Erinnerungen heraus. Keine unserer Erinnerungen entspricht hundertprozentig dem, was sich wirklich zugetragen hat. Es ist eine sehr subjektive Sicht mit zudem unbewusst selektierten Begebenheiten. Manchmal werden Tatsachen in der Erinnerung sogar ins Gegenteilverkehrt. "Solitaire" beschreibt diese verklärte Sicht, vor allem in Bezug auf Kindheitserinnerungen. Der Ort, an dem man früher gewohnt hat, die damit verbundenen Gerüche und Geräusche, das ist genau das Thema dieses Albums. Martijn Pieck und Bauke van der Wal verzichten gänzlich auf Rhythmus. Das Album lebt von lang anhaltenden Drones, gerade so, als würde sich die Musik in die Länge ziehen, sich zeitlich dehnen, um den Moment der Erinnerung festzuhalten. Es klingt wie mehrere übereinander gelegte Töne, wie der Nachhall eines Orchesters. Dieser Sound lebt, verändert sich ständig, wenn auch nur minimal, so als ob er permanent die Farbe wechselt. Dabei ist "Solitaire" zutiefst melancholisch, was die sporadisch eingestreuten Klaviertöne und Streicher noch immens verstärken. Beides passt zum Thema, nichts ist so wie es scheint, der Moment lässt sich nicht festhalten. Dieses Album dagegen schon und das sollte man auch tun, denn dem [Law-Rah] Collective ist mit "Solitaire" wieder einmal ein ganz besonderes Ambient-Album gelungen.