The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble wurde 2000 von den beiden Niederländern Jason Köhnen (aka Bong-Ra) and Gideon Kiers gegründet, 2004 stiessen aus Großbritannien der Posaunist Hilary Jeffery und aus der Schweiz die Cellistin Nina Hitz hinzu. In dieser Formation begann man, das Debut-Album zu entwickeln, welches dann 2006 auf dem nicht gerade unbekannten Planet Mu-Label erschien. In Folge der Tour erweiterte sich das Quartett nochmal um den ebenfalls niederländischen Gitarristen Eelco Bosman und die französische Sängerin Charlotte Cegarra. Mit dem Beitritt der britischen Violinistin Sarah Anderson im letzten Jahr stand schliesslich die Besetzung für die nächsten Veröffentlichungen, die nun auf Ad Noiseam erschienen sind. Dieser international zusammengesetzten Gruppe kann auf keinen Fall nachgesagt werden, sie seien inkompetent, schliesslich sind alle musikalisch stark professionalisiert, in verschiedene Kunst- bzw. Musik-Projekte eingebunden und haben eine akademische Ausbildung im entsprechenden Bereich hinter sich. Das dann auch noch die Chemie untereinander zu stimmen scheint, wird beim Hören ihres zweiten Albums "Here Be Dragons" deutlich. Auf dieser LP erzeugen TKDE, wie schon auf dem Vorgänger, eine grösstenteils sehr ruhige, ominöse Stimmung. Wer beim Begriff "Jazz" Angst vor egomanischen Improvisations-Akrobaten bekommt, die mit angestrengtem Gesicht in Rekordtempo möglichst unzugängliche, abstrakte Kompositionen von sich geben und ein Lied als ein einziges, langes Solo ausnutzen, brauch sich hier keine Sorgen machen. Ein gewisser Jazz-Anteil ist zwar fast allgegenwärtig (mit Ausnahme vom überraschenden "The MacGuffin", einer progressiven Post-Rock-Nummer), äussert sich aber sehr bedächtig, trotzdem beschwingt, und wirkt nie aufgesetzt und penetrant, im Gegenteil, die Arrangements sind sehr harmonisch und die vielfältige Instrumentation wird komplementär umgesetzt. Wie schon bei der Rezension der vorausgegangenen Mutations EP erwähnt wurde, diente das Projekt ursprünglich zur Untermalung von Stummfilmen, und diese Soundtrack-Qualität bleibt auch auf ihrem zweiten Album erhalten. Allerdings kommen mir hier eher Assoziationen zum Film Noir auf, d.h. verregnete Strassen bei Nacht, rauchende Menschen in Trenchcoats oder bei einem Glas Whiskey an der schwach beleuchteten Bar. Diesen Eindruck weckt z.B. "Sharbat Gula", bei dem mich das Posaunen-Spiel, begleitet von leichten Piano-Klängen, stark an Toshinori Kondo's Kollaboration mit DJ Krush auf "Ki-Oku" erinnert. Da die beteiligten Musiker aus unterschiedlichen Hintergründen stammen und verschiedene Einflüsse mit- und einbringen, können zum Vergleich Namen wie z.B. Portishead (vor allem bei "Embers", welches, in Anbetracht der Kompetenz der Ausführenden, wohl als eine Art Hommage zu verstehen ist, ansonsten kann ich mir diese Nähe nicht erklären), Amon Tobin/Cujo oder auch The Cinematic Orchestra herangezogen werden, wobei jeweils verschiedene Aspekte von TKDE inkorporiert wurden. An dieser Stelle möchte ich noch Charlotte Cegarra's Vocals hervorheben, eine betörende, weiche Stimme. Diese ist zwar nicht in jedem Stück vertreten, aber das macht es nur umso erfreulicher, wenn sie auftaucht. Ein Album mit lässigen Rhythmen und melancholischen Melodien zum Entspannen für Leute, die sich nicht auf Dichotomien zwischen Electronics und traditionellen Instrumenten einlassen und vielleicht auch einen etwas aufgeschlossenen Musikgeschmack haben. Zwar ist der Sound von TKDE relativ homogen, setzt sich aber hörbar aus verschiedenen Stilrichtungen zusammen, die hin und wieder prägnanter hervortreten. Ich war zuvor skeptisch und habe mich gefragt, ob sie für meine Verhältnisse eventuell zu avant-gardistisch oder sperrig klingen würden. Aber ich wurde positiv überrascht, und da ich zudem ein Blasmusik-Trauma und eine dementsprechende Antipathie gegenüber Blasinstrumenten habe, seit ich als Kind Saxophon-Unterricht nehmen musste, kann das schon was heissen. Also "Here Be Dragons" in den CD-Player legen und die herbstlichen Regengüsse geniessen.