Die 1967 gegründete Band Procol Harum ist heute wegen ihrem Überhit "A Whiter Shade Of Pale" immer noch ziemlich bekannt. Dieser stammt aus der Feder von Keith Reid und Gary Brooker und das Duo schrieb damit Musikgeschichte. Reid ist seit jeher bei Procol Harum für die Texte verantwortlich. Mit dem Album "The Common Thread" erfüllte er sich einen Lebenstraum: Seine Texte werden von verschiedenen Musiker interpretiert und gesungen. Für dieses Unterfangen hat sich Keith Reid natürlich nicht irgendwen ins Boot geholt, sondern hat alte Recken der Rock- und Pop-Geschichte rekrutiert. Den Anfang macht John Waite, dessen Stimme schon bei Bad English und The Babys erklang. Das von ihm vorgetragene "In God's Shadow" illustriert ziemlich anschaulich, dass "The Common Thread" kein neuer Höhepunkt des Rock ist, sondern dass sich die hier versammelten Herren solider Hausmannskost bedienen. Beweisen müssen sie freilich schon lange nichts mehr. Sie hatten schon alle ihre kleinen und großen Erfolge. So auch der nächste Gastsänger Chris Thompson, der Stimme der Manfred Mann's Earth Band. Er singt einen Titel, den er 1986 u.a. zusammen mit Keith Reid geschrieben hat, mit dem aber ein ganz anderer erfolgreich war. Dieser andere war John Farnham, der mit "The Voice" einen Welthit landete. Auf "The Common Thread" ist die Originalversion zu hören, die sich aber nicht wesentlich von der Version unterscheidet, die man von John Farnham kennt. Der nächste in der Riege ist Michael Saxell, der nicht nur Sänger sondern auch Songwriter ist und von dem mehr als 250(!) Songs von anderen Künstlern interpretiert wurden. Saxell erzählt die Geschichte des "Heartbreak House" in bester Americana-Tradition, bei der alle Tito & Tarantula-Fans aufhorchen dürften. Southside Johnny (“The Godfather Of New Jersey Sound”) prägte zusammen mit Bruce Springsteen den New Jersey Sound, erlangte aber nie einen solchen Rum wie Springsteen. Er singt den souligen Titelsong, der, mit Bläsern unterstützt, eher eine Kuschelnummer ist. Sehr gelungen ist die Folk-Song "Potters Field", gesungen von Bernie Shanahan, während das folgende "Gold Fever" mit seinen Flamenco-Klängen da nicht mithalten kann. Das von Bernie Shanahan vorgetragene "Venus Exploding" wäre Ende der 80er oder Anfang der 90er mit Sicherheit ein Bombenhit geworden, heute klingt er eher etwas schnulzig. Wie um dem etwas entgegenzusetzen, wird es danach funky und experimentell. Chaz Jankel (Ian Dury And The Blockheads) versucht sich im überdreht hohen Gesang bei "The Only Monkey". Die Schunkelnummer "It Might Be Your Heart" lassen wir mal außen vor und widmen uns lieber dem nachdenklichen "Silver Town" und noch mehr dem bluesigen "Ninety-Nine Degrees In The Shade", das von Johnne Southsides rauchiger Stimme dominiert wird. Mit Bläsern untermalt, kommt auch Keith Reids Bruder Terry bei "Too Close To Call" zum Einsatz. Nachdenklich wird es zum Schluss noch einmal mit Steve Booker und "Right About Now". Booker feiert gerade einen großen Erfolg mit Duffys Hit "Mercy", den er geschrieben und produziert hat. Alles in allem ein sehr stimmiges und abwechslungsreiches Album, das von Keith Reid zusammen mit Matt Noble produziert wurde. Etwas angestaubt wirken die Songs schon, bringen aber gerade deshalb dieses spezielle Rock-Feeling vergangener Jahre rüber. "The Common Thread" ist bedingungslos all denjenigen zu empfehlen, die Gefallen an den genannten Bands und Sängern finden, der Rest sollte erst einmal reinschnuppern.