‚Ok, ready! Let’s do it!’. Mit ‘Being Bolied’ haben sich The Human League sicherlich einen Platz in fast allen Herzen derjenigen erspielt, die bereits in den 80ern der avantgardistischen Elektronik verfallen waren. Doch so schnell dieser Platz okkupiert wurde, so schnell sollte er in den nächsten Jahren auch wieder freigegeben werden, denn nach dem Split der Band kündigte sich mit ‚Don’t you want me’ eine von Phil Oakey gesteuerte poppige Human League an, die mit Songs wie ‚Heart like a wheel’ im Zuckerwatteland der Charts angekommen sollten und von den innovativen Anfängen leider nur noch kleine Spuren erahnen ließen. Und so beschränkt sich die Zeit der wahren Human League auf zwei Jahre und zwei Alben. Das Debut ‚Reproduction’ offenbarte, dass hier Großes vor der Tür stand, zeigte dabei allerdings noch Schwächen, die mit ‚Travelogue’ vollständig verschwunden sein sollten. Zugegeben, die Genialität ist mir erst seit wenigen Wochen wieder bewusst; seit dem Tag als ich in Hamburg auf meinen guten MK-Kollegen Florian wartend (schöne Grüße Flo!) vor einem Hagelschauer ins ‚2001’ flüchtete und dort die neu gemasterte Version mit Bonustracks zum Austausch meiner nicht mehr auffindbaren Tape-Version aus vergangenen Zeiten für schlappe fünf Euro kaufte. ‚Travelogue’ könnte auch gut und gerne als Neuerscheinung durchgehen, obwohl das Werk bereits 27 Jahre (!) auf dem Buckel hat. Gleich der Opener ‚The Black Hit of Space’ offenbart das Potenzial, das damals bei Ware, Oakey und Marsh vorhanden war. Krachende und zischende Elektronik vor einer düsteren Soundkulisse mit einer Ohrwurm-Melodie und einem Text über den alles verschlingenden, unerbittlichen Hit der keine anderen Songs mehr neben sich zulässt. Auf einem ähnlich unerreichbaren Niveau bewegt sich ‚Dreams of Leaving’, bei dem sich Synthysizer-Passagen mit Noise-Parts abwechseln und so ein wenig an Yazoo auf Speed erinnern. Über ‚Being Boiled’ braucht man eigentlich nur wenig zu sagen – denkt man! Denn die Travelogue-Version unterscheidet sich maßgeblich von der allgemein bekannten Single. Ein dichterer Klangteppich mit erheblich mehr Sounds, die teilweise an die frühen Depeche Mode erinnern (oder wohl eher anders herum) verleihen dem Song eine völlig neue Wendung. ‚WXJL Tonight’ hingegen deutet bereits an, wohin sich die Herren Ware und Marsh nach dem damals anstehenden Split mit ihrem neuen Projekt ‚Heaven 17’ hin entwickeln würden. Die sieben enthaltenen Bonus-Tracks der neuen Version sind nett, kommen jedoch in keinster Weise an die Album-Tracks heran und passen auch teilweise nicht wirklich in das Gesamtkonzept. ‚Travelogue’ ein Album, das in keiner Elektronik-Sammlung fehlen darf, eine Erkenntnis die sich mir zwar erst recht spät, aber zum Glück nicht zu spät erschlossen hat…