Das ist mal ein Plan: The Happy End aus der Oberpfalz beugen sich der Konzeptlosigkeit als Konzept, für sie ist der Weg das Ziel. Sozusagen als Vorwegnahme der Kategorisierung sprechen sie sich gegen und für simple Popsongs aus, nehmen Maß am drogenbeeinflussten Rock der 70er und gerieren sich absichtlich undurchsichtig. Hemmungslos rockig-progressiv, experimentell schwer fassbar und orgiastisch lärmend scheint die einzige Konstante in der Musik des Sextetts die Stimme von Sänger Forster zu sein. Sieht man einmal von der Herkunft der Musiker ab. Angeblich stammen sie alle aus edlen Familien der Oberpfalz. Was auch immer das heißen mag und was auch immer das für einen Einfluss auf ihre Musik haben mochte. Das Streuen von faszinierenden Informationen, welche die Musik noch außergewöhnlicher erscheinen lassen und das Interesse weg von der Band lenken sollen, ist dann wohl auch eines der Markenzeichen der Band (oder ihres Marketings). So wurden angeblich bei den Aufnahmen zum Album auf einem ehemaligen Fabrikgelände in Ostberlin Abhörmikrophone der Staatssicherheit gefunden und direkt für die Aufnahmen genutzt. Spielt für die Musik letztlich keine Rolle und The Happy End haben eine derartige Aufmerksamkeitsjagd auch nicht nötig, denn ihr Album mit dem bezeichnenden Titel "Echoes Of Jericho" spricht für sich, mit oder ohne Equipment des ehemaligen ostdeutschen Ministeriums für Staatssicherheit. Der Sound der Band ist dröhnend, eine Kombination aus schrammelnden Gitarren, Feedbackschleifen und noisiger Elektronik. Reminiszenzen an bekannte Bands ähnlicher Couleur finden sich des Öfteren, dürften aber letztendlich völlig unbeabsichtigt entstanden sein. Das melodisch lärmende "Polarbear" erinnert ein wenig an die belgischen Kollegen von dEUS, doch schon mit dem folgenden "Black Cancer" wird jeder Vergleich mit massivem Gitarreneinsatz in den Boden gestampft. Im Hintergrund fiept und kreischt es elektronisch undefinierbar vor sich hin, um die Sinne noch mehr zu verwirren. So auch beim psychedelischen Zerstörungsritus "All Different Drugs", der in der zweiten Hälfte in experimentellen Ausschweifungen mündet. Klar, die Drogen halt. "Merry Oger" ist ein nüchtern trommelndes Elektronikgestammel in der Art von Chabaret Voltaire, aber mit gerade einmal anderthalb Minuten nur ein Zwischenstück. Besonderer Aufmerksamkeit bedarf es am Ende des Albums, wenn sich The Happy End mit "At Least" in Melancholie ergehen und vor allem, wenn der Anfang von "Turn The Sun Down" mit Gequietsche und Feedbackpfeifen beginnt. Denn hier folgt der sentimentale Abschluss des Albums. 'Close the window, shut the light out, turn the sun down' klingt wie eine Ansage an Halbgötter, meint aber wohl ein Verkriechen in sich selbst. Der Rest des Textes geht leider genauso im Gitarrenkrach unter, wie die beschworene Sonne im Meer. "Echoes Of Jericho" entlässt uns ins unbestimmte Halbdunkel. Hat man gerade eine bemerkenswerte Platte gehört? Das kann eindeutig bejaht werden. Durch die angebliche Ziellosigkeit und die damit einhergehende Experimentierfreude der Band zündet nicht alles, aber das kann ja noch kommen. Sofern sich The Happy End dazu durchringen, weiterzumachen und nicht jetzt schon das Ende einzuläuten. Wer weiß das schon. The happy end is near.