Ob das sein muss? Electro-Kram der letzten Jahre verschmolzen mit einigen Klassikern, die bis in die Achtziger zurückgehen? Und ob das sein muss! Zumindest in dieser charmanten Vortragsform, wie sich Michael Amato, aka the Hacker gewählt hat. ‚No computer, no editing’ heißt es auf dem Cover und das macht die Aktion noch um einiges sympathischer. Denn wer gibt sich heute schon mit zwei Turntables zufrieden, wenn er eine Mix-CD produzieren soll, die ihrem Namen auch noch alle Ehre erweist. Experimentell angehauchte und zugleich tanzbare Tracks finden sich in einer guten Stunde zusammen und laden ein in eine irritierende und zugleich befreiende Welt der alternativen Synthetik-Musikprodukte aus zwei Jahrtausenden. Herrliche Sprechsamples in ‚Uhrenwerkwelt’ machen den Auftakt um von Miss Yettis ‚Could I kill you’ tanzbar abgelöst zu werden bevor der Klassiker von Liaisons Dangereuses schlechthin liebenswert gefährlich mitreisst! Es fällt positiv auf, dass die verschiedenen Tracks sehr unterschiedlich erscheinen und trotzdem so ausgewählt wurden, dass die Gesamtstimmung weit weg vom Mainstream stimmig und irgendwo im Kellerclub-Millieu zu suchen ist. Zugegeben, die Hälfte der Künstler ist selbst mir unbekannt; umso besser, denn das übliche Kommerzzeugs wird ja sowieso überall verwurstet. Deutliche Einflüsse der 80er EBM-Helden finden sich in ‚Flesh&Bone’ des Hackers selbst und daraus wird kein Hehl gemacht, sondern gleich mit einer kleinen Verbeugung in Front242s ‚No Shuffle’ übergeleitet. Dass die Neunziger nur bedingt interessant waren, was die elektronische Musik insgesamt angeht wird auch mit dieser Compilation deutlich: lediglich Greater than One haben es mit ‚Pure’ in den Mix geschafft. Überraschenderweise fügt Amato kurz vor Schluß noch einen sphärischen Ambient-Track ein, bevor er ein wenig Bowie-esque poppig mit ‚Mount Sims’ zu einem würdigen Ende kommt. Sehr gelungen was der Hacker hier zusammengemischt hat. Sicherlich einer der besten Sampler des Jahres 2006.