Die 50er, das waren noch Zeiten! In Deutschland machte sich das Wirtschaftswunder breit, die Wohlstandsbäuche begannen sich zu wölben und mit dem Käfer ging's ab ins sonnige Italien, musikalisch begleitet von Caterina Valente, Rudi Schuricke, Rocco Granata oder Freddy Quinn. Eine beschauliche Welt, bis etwas aus Amerika herüberschwappte – der Rock'n Roll. Wie ein Virus ergriff dieses aus dem Jazz und Rhythm and Blues hevorgegangene, von den Älteren gern als „Negermusik“ titulierte Genre die bislang so wohlerzogenen Backfische. Tollen, Lederjacken und Nietenhosen waren plötzlich angesagt und auf den Plattentellern drehten sich Scheiben von Chuck Berry, Bill Haley, Jerry Lee Lewis oder – natürlich - Elvis Presley. Ein Hauch von Rebellion lag in der Luft... Diesseits der Jahrtausendwende hat sich der Rock'n Roll längst zu Rockabilly und Artverwandtem entwickelt. Modernisiertes Retro-Feeling könnte man sagen und in eben jene Kategorie fallen The Dirty Little Crocodiles, deren Debut „Dirty Thirteen“ zwar bereits aus dem Jahre 2008 stammt, mir jedoch erst kürzlich auf einer privaten Feier zuflog. Auf der im schicken Vinyl-Style gestalteten CD ist vor allem eines enthalten: Jede Menge guter Laune. Frech tummeln sich in den 13 Coverversionen die Stars der 50er wie The Edsels mit „Ramalama Ding Dong“ oder Dion and the Belmonts mit „Teenager In Love“ neben Größen der 80er wie Queen mit „Crazy Little Thing Called Love“oder die Ace Cats mit „Es geht ab“, alle gekleidet in eine Mixtur aus Rock'n Roll, Swing und Blues. Dabei gehen die Krokodile nicht gerade zimperlich zu Werke. So schleicht sich in „Stray Cat Strut“ von den Stray Cats einfach mal der „Pink Panther“ ein oder wird bei „Trouble“ der King himself imitiert. Peinliche Nostalgie ist trotzdem nicht einmal ansatzweise zu verspüren. Ganz im Gegenteil, alles schallt so selbstverständlich aus den Boxen, als wäre man wirklich mitten auf der Tanzfläche eines 50er Jahre Schuppens. Ein Grund dafür sind die an sich schon launigen und teilweise jedem bekannten Originale, ein anderer das Können und die hörbare Spielfreude des Wuppertaler Quartetts. Schlagender Beweis am Schluß ist der „hidden track“, wo im Studio schnell noch der eine oder andere Schnipsel improvisiert wird. Was soll man mehr sagen? Einlegen, abtanzen und Spaß haben. Genau das wollen The Dirty Little Crocodiles und mit „Dirty Thirteen“ ist es ihnen auf jeden Fall gelungen.