Dead of the night. Die Toten der Nacht. Diese harsche Diskriminierung aller Leichen des Tages, der Dämmerung und der Langzeittoten ist nicht ein neuer Romero Film über schlurfende Gehirnsauger sondern der Name eines portugiesischen Musikprojektes, dessen Musik fast die gleiche Wirkung auf den Hörer hat wie der Angriff eines Adlers auf einen Feldhamster: Nagetierartig erstarrt man und hofft, dass es irgendwann vorbei ist. In dieser Starre verharrt man fast 50 Minuten, denn solange dauert „Inert“. Lustigerweise kann ich mir kaum einen passenderen Titel vorstellen, heißt doch inert soviel wie reaktionsträge oder inaktiv. Damit reiht sich das Album in die glorreiche Liste der völlig verkorksten Keyboardattacken ein und kämpft mit „Größen“ (oder sagt man in diesem Fall „Kleinen“?) des Genres: Grabesmond oder Silbernacht. Deaf of the night (zumindest wäre ich gern taub beim Genuß von „Inert“) hätte alles zu bieten, was ein gutes Schlafmittel braucht: es regt nicht auf, baut keinerlei Spannung auf, hat Melodien mit einen Spannungsgrad zwischen Flippers und Amigos und wirkt dabei so seirig, dass man meint, eine Kassette zu hören, die einen Sommer lang auf einem heißen Amaturenbrett gelegen hat. Nun will ich dem lieben Leser aber nicht den Stil vorenthalten – man stelle sich einen Keyboardmelodiereigen vor, der komplett die Wichtigkeit der Erzählmaus missachtet und deswegen jedem möglichen Spannungsbogen geschickt ausweicht. Dread of the night (Ich spüre zumindest jede Menge Furcht) hat aber noch mehr (oder weniger) zu bieten: gesungen wird auch. Denn wie jeder weiß gewinnt ein seichtes Album erst mit dem Einsatz vermeintlicher Engelsstimmen, wobei im Falle von „Inert“ aber eher von griechischen Sirenen zu sprechen ist, denn der Genuss während der Autofahrt führt unweigerlich zum Drang, den Kahn irgendwo gegen zu fahren. Wer sich übrigens fragt, wer bei cat of the night den Katzenkammer herausschmettert: Morgana Duvenesse heißt die Frau hinter dem Stimmchen. Der Gott der Tasten heißt hirnerweichenderweise Shadow. Na Prost. Pet of the night (zumindest rege ich mich tierisch darüber auf, dass so etwas ernsthaft veröffentlicht wird) hat zu allem als gothic ambient betitelten Überfluss auch noch ein Gimmick zu bieten, mit dem nur wenige professionellere Alben aufwarten: in regelmäßigen Abständen trifft Shadow die Tasten... leider die falschen. Und um dem vorzubeugen: es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen professionell gespielten Dissonanzen und dieses Spiel mit den Boxhandschuhen. Sobleibt man immerhin auf ganzer Spielzeit wach – ohne wäre das sicherlich nicht möglich gewesen. Wet of the night (denn meine Klamotten sind schon durchtränkt von den Tränen die mir bei mehrmaligem Hördurchlauf kamen) zimmern uns ein schwarzes Boot, mit dem wir durch seichte Gothic Gewässer schunkeln können. Und trotz der Tatsache, dass sogar ein Stein wahrscheinlich treffsicherer und spannender komponieren könnte bietet „Inert“ Dank der betäubenden Stimme und den hinreißenden Verspielern einen nicht zu unterschätzenden Trash-Wert.