Man nehme ein Pfund Dark Electro, eine Messerspitze Hellectro, einen Hauch Future-Pop, eine Prise EBM, rühre alles einmal kräftig durch, schütte es über eine reichliche Portion Musikertalent und heraus kommt: „Rotten Memories“, das zweite offizielle Album des Lemgoer Projekts The Dark Unspoken. Ein Gericht, das zunächst durchaus wohlschmeckend erscheint, wenngleich beim ersten Durchlauf klar wird, daß auch ein Darkun, so der Künstlername des Herrn, der für die Songs verantwortlich zeichnet, den Electro nicht neu erfindet, ja, manches mag dem Hörer sogar bekannt vorkommen, wie z.B. „You've Got The Hand“, welches etwas an alte Pitchfork-Songs erinnert. Trotzdem beschränkt sich Darkun mitnichten auf das bloße Kopieren bewährter Erfolgsrezepte, sondern man hört deutlich, daß er bestrebt ist, jedem Song eine individuelle Note zu verleihen. So ist der Opener „Senseless Fight“ zwar EBM-lastig, wird jedoch durch melodiöse Keyboardlinien wieder relativiert. Ebenso überzeugend präsentiert sich der Titelsong „Rotten Memories“, der durch Future-Pop-Elemente flüssig ins Ohr geht, gleichzeitig die Beinchen zucken läßt und dem Text mit gemäßigtem Vocoder-Einsatz die nötige Portion Bösartigkeit verleiht. A propros Texte, neben kritischen Inhalten blitzt auch eine augenzwinkernde Seite hervor, oder wie soll ich sonst ein Instrumental namen RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease) verstehen, welches im Booklet den Aufruf beinhaltet, seine Kaninchen impfen zu lassen und einer ganzen Horde Langohren gewidmet ist? Und allein die Tatsache, mit „Nasty“ einen TRIO-Song zu covern, zeugt zumindest von gesundem Selbstbewußtsein... Dabei ist auf „Rotten Memories“ bei weitem nicht alles Gold, was glänzt. Bei genauerer Betrachtung erscheinen dann doch einige Songs zu einfach gestrickt. Beispielhaft hierfür sei „Step By Step [2.0]“ genannt, das ein bißchen zu monoton daherkommt, oder das eine Spur zu klischeehafte „An Deiner Seite“, dessen Lyrics aus der Feder von Sven Rebentisch durch die stellenweise übertriebene Verzerrung deutlich an Wirkung verlieren. Ebenfalls verleiten mich die auf der Scheibe enthaltenen Remixe von Songs des ersten Albums „Die By Echoes“, abgesehen von der düsteren Rebentisch-Version des Titeltracks, nicht wirklich zu Freudensprüngen, vielleicht aber deshalb, weil ich die Originale nicht kenne. Trotz der genannten Schwächen ist The Dark Unspoken mit „Rotten Memories“ jedoch ein erfrischend abwechslungsreiches Album gelungen, bei dem man merkt, daß viel Liebe und Kreativität investiert wurde. Mit besserer Produktion und ein klein wenig mehr Kontinuität beim Songwriting könnte beim nächsten Mal der Sprung in die Oberliga der musikalischen Sterne-Köche gelingen.