Der Wind peitscht den Fans ins Gesicht. Regen lässt das Infield in einen wahres Tollhaus verwandeln. Doch die Meute ist heiß – sie strotzt den widrigen Bedingungen, denn die New Yorker wollen nur eins. Sie wollen The Clash. Wir schreiben den 13. Oktober 1982 – das Shea Stadium in New York ist rappevoll. Das Erzähler-Intro greift die Stimmung perfekt auf. Es regnet, es wütet – kein Baseball, kein Football, sondern hier wird geboten, was im Moment in London so abgeht. Vorhang auf für The Clash! Dann legen sie mit „London Calling“ sofort furios los. Es rumpelt, es dröhnt ein wenig aber es kickt mitten in die Hüfte. 1982 gehörte zu den letzten wirklich erfolgreichen Jahren der Trendsetter – manche wähnten sie auf ihrem Höhepunkt. Verkaufstechnisch auf jeden Fall. Im Mai des gleichen Jahres erschien „Combat Rock“. Das Werk avancierte zum kommerziellen Höhepunkt und erreichte den zweiten Platz der britischen Albencharts. Das ist schön, aber wir wollen The Clash in Reinkultur und die bekommen wir mit „Live At The Shea Stadium“. Die 15 Songs machen einfach Laune und präsentieren eine Punk-Band, die eben mehr als nur ein Drei-Akkorde-One-Hit–Wonder war. Für ihre Variabilität wurden sie aber nicht nur gefeiert. Gerade die konservative Punk-Szene warf ihnen des Öfteren Verrat an den eigenen Idealen vor. Sehr deutlich hört man, für welche Bands The Clash Pate standen. So erinnert z.B. „The Guns Of Brixton“ unweigerlich an die Beatsteaks, die ja auch offenkundig ihre Vorliebe für The Clash frönen. So blicken bzw. hören wir zurück, als viele viele Weichen für die Zukunft gestellt wurden. Bands wie REM, Green Day oder auch die genialen Manic Street Preachers bezeichnen die Londoner als ihre großen Vorbilder. Leider erleben The Clash diese Zukunft als Band nicht mehr. Als sich die Band 1985 auflöste, war sie nicht nur personell ein Schatten ihrer selbst. Die letzte Veröffentlichung „Cut The Crap“ wird gar von vielen The Clash-Anhängern nicht mal als offizielles Album gewertet. Umso trauriger, wenn man sich diesem Live-Vergnügen mit einem kühlen Bier hingibt. Leider ist die Scheibe recht kurz geraten. Aber genau diese Kompaktheit hat The Clash immer ausgemacht. Songs zwischen zwei und maximal vier Minuten gehört nun mal wie das Bier zu einem Footballspiel. Doch genau dieses gab es damals nicht – stattdessen eine gehörige Portion The Clash. Zusammen mit The Who durchzogen sie die amerikanischen Stadien und hinterließen jede Menge Schutt und Asche. Eine außergewöhnliche Zusammenstellung, die mit dieser Veröffentlichung in Erinnerung gerufen wird – zu Recht. Zusammen mit einem edlen und reich bebilderten 24-seitigen Booklet verirrt sich die Scheibe in einem fetten Digipack. Es passt einfach. Ein hübsches Inneres, ein hübsches Äußeres – Musikfan was willst du mehr? The Clash-Fanatiker sollten keine Sekunde verschwenden, darüber nachzudenken, ob sie diese CD brauchen – natürlich braucht ihr sie. Für Musikliebhaber stellt „Live At Shea Stadium“ aber auch schon fast eine Pflichtanschaffung dar. Zumindest, wenn sie es bisher verpasst haben, eines der Werke im Regal zu haben. Jeder Musikfan sollte mindestens eine The Clash-Scheibe im Regal haben. Ich empfehle diese!