Die Band-Biographie des Berliner Fünfers The Cascades liest sich fast wie eine kleine Erfolgsstory. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten schlugen ihre ersten beiden Demos mit einem großen Kracher ein. Im Jahre 2000/2001 war der erste Plattenvertrag in der Tasche, das Debüt „Nine66“ ließ nicht lange auf sich warten. Neben vielen positiven Pressestimmen folgte eine Tour, während der „The Cascades“ auch als Live-Band auf Anhieb voll überzeugen konnten. Auf dem M’era Luna 2002 präsentierten sie sich erstmals vor einem großen, buntgemischten Publikum. Im April des folgenden Jahres brachten die Berliner dann ihr zweites Album heraus – mit prominenter Unterstützung: keine geringeren als die Goth-Rocker Peter J. Gorritz (The Last Dance), Sven Friedrich (Zeraphine), Ben Richter (Thanateros) und Produzent Hardy Fieting (Scream Silence) wirkten auf „Corrosive Mind Cage“ als Musiker und Vokalisten mit. Die Fachmagazine waren erneut bestens gestimmt und inzwischen dürfen wir die dritte Veröffentlichung mit dem bedeutungsschwangeren Titel „Spells And Ceremonies“ in den Händen halten bzw. in den Player legen. Liebhaber gitarrenlastigen, melodischen Goth-Rocks im Stile der Merry Thoughts, Fields, Sisters, von The Mission, aber vielleicht auch der Saints of Eden, den Dreadful Shadows sowie natürlich von The Last Dance und Scream Silence dürften ihre dunkle Freude an diesem Album haben. Zwei Monate Studioarbeit haben The Cascades in dieses Album investiert. Das Ergebnis sind 13 kraftvolle, Hymnen-artige Songs, die unbedingt nach CD-Spielern, Tanzböden und Live-Bühnen verlangen und auch bestens dafür geeignet sind. Die Mischung aus refrainlastigen, eingängigen Mid- und Uptempo-Stücken sowie mystisch-verträumten Balladen haben ohne weiteres das Zeug dazu, viele schwarze Herzen glücklich zu machen und sie für eine Weile die Zeit vergessen zu lassen. Als herausragend sind vor allem die flirrenden Rock-Gitarren zu bezeichnen, die den Songs jede Menge Kick geben und nach vorne preschen. Dazu treten wohlklingende, romantische Keyboard-Passagen und ein fein gezupfter, dunkler Bass. Auch diesmal sind übrigens wieder bekannte Gastmusiker (u.a. von Letzte Instanz!) mit an Bord. Eine magische Anziehungskraft übt vor allem die tiefe, sonore Stimme von Sänger M. W. Wild aus, die wie ein wohliger Schauer über die Seele zieht. Die fünf Herren in schwarzer „more Rock that Goth“-Lederkluft setzen mit ihrem selbstbetitelten „Mystic Rock’n’ Roll“ made in Germany auf ein emotionales, persönliches Songwriting und überraschen immer wieder mit deutschen Einsprengseln. Allerdings, doch dies soll jetzt nicht negativ gewertet werden, fühlt man sich gerade bei den mit einem kräftig rollenden „R“ vorgetragenen Passagen arg an Rammstein erinnert. Etliche Songs werden überdies mehrstimmig vorgetragen, an Dichte und Atmosphäre fehlt es nirgends. Hier ein klassisches Piano, dort samtige Streicher-Parts, ein andermal ein dickes Brett E-Gitarren, nur die Frauenstimme fehlt. Doch nach Aussagen der Band ist gerade die Abstinenz weiblicher Engelsstimmen ihr Markenzeichen, gehört der Einsatz derselben inzwischen ja fast zum Standart-Repertoire von Goth-Rock und Goth-Metal-Bands. Hier spielen The Cascades ein wenig mit Klischees („Ihr Werdet Sein“), doch wahrscheinlich immer mehr mit einem verschmitzen Lachen oder Zwinkern, als mit übertriebener Ernsthaftigkeit. Lediglich die Kinderstimmen bei "Ihr Werdet Sein" wirken ein wenig zu dick aufgetragen und passen nicht so ganz. Summa summarum ist „Spells And Ceremonies“ ein ausgewogenes, vielseitiges "Ganzjahres-Album" mit Niveau geworden – ein weiterer Beweis, dass klassischer Gothic-Rock noch lange nicht tot ist, sondern vielmehr immer wieder neue Ufer zu erklimmen vermag. Im (Berliner) Underground brodelt es jedenfalls gewaltig! Wer den Glauben an ehrliche, noch dem Ursprung verwurzelte Musiker schon (fast) verloren hat, darf wieder aufatmen. Von April bis Juli werden The Cascades übrigens auf Tour sein und ihr neues Material vorstellen.