The Bravery haben im letzten Jahr ihr zweites Werk ‚The Sun and the Moon’ veröffentlicht, das einige Fans der ersten Stunde ungläubig dreinschauen ließ, befanden sich darauf nicht die vermuteten Wave-lastigen Kellerdisco Tracks sondern Surfer-Songs die teilweise an die Red Hot Chili Peppers oder auch die Beach Boys verwiesen. Die neue Ausrichtung dürfte maßgeblich vom Produzenten des Albums, Brendan O’Brien, vorgegeben worden sein. Wie sich die Band die zwölf vorliegenden Songs ohne O’Brien vorgestellt hat, das kann man nun auf ‚The Sun and the Moon Complete’ hören. Auf einer zweiten CD wurde das Album noch einmal von The Bravery selbst neu eingespielt, arrangiert und abgemischt. Dabei ist der wahre Nachfolger zum Debut der Band entstanden, der die musikalischen Wurzeln der Band wieder aufnimmt und irgendwo zwischen den Charlatans und The Cure festigt. Leider ist das Ergebnis sehr gemischt ausgefallen… In allen Überarbeitungen ist das gleiche Muster zu erkennen: Strip-down der Gesamtkomplexität, Hammod-Orgel-Gitarren-Glückseligkeit und ein paar elektronische Effekte. Geklappt hat das genau an den Stellen, wo dieses Rezept nicht stumpf angewendet wurde, nicht geklappt hat’s da wo noch weniger mehr gewesen wäre. Gewinner sind die folgenden Songs: ‚This is not the End’, ‚Believe’ und ‚Time won’t let me go’ bei denen Sam Endicott stellenweise schöner nöhlt als das Original, Robert Smith, und auch die musikalische Ausrichtung durch Einflechten von moll-geprägten neuen Akkord-Folgen hinhaut. Ebenfalls auf der guten Seite, wenn auch elektronisch zu offensichtlich mit Syntie-Lauf aufgepeppt, findet man ‚Tragedy Bound’ sowie die nun ins Midtempo gehobene Ballade ‚The Ocean’. Jenseits von Gut und Böse sind das breiig ziellose ‚Every Word Is a Knife in my Ear’ und ‚Fistful of Sand’ mit klischee-behafteten Casio-Tschaka-Beat. ‚Angelina’ ist irgendwo zwischendrin zu finden, da dem Song die Sun&Fun-Atmosphäre durch seine vorgegebene Struktur einfach besser zu Gesicht steht. Wenn auch zunächst von der Marschrichtung irritierend ist mir das ursprüngliche Album, hier als ‚The Sun’ bezeichnet, auf einer 2500 km Fahrt durch Südafrika aufgrund seiner glückshormonausschüttenden Wirkung schwer ans Herz gewachsen. Lässt man sich auf den musikalischen Wechsel generell ein ist die O’Brien produzierte Version deshalb bestimmt die bessere Wahl. Das Doppelalbum ist derzeit nur in Amerika erschienen, zum Zeitpunkt des Reviews allerdings inklusive Porto über die Amazon Shops für schlappe 10 Euro erhältlich. Und so kann man ‚The Moon’, also die alternativen Versionen, als nette Zugabe sehen, die ein substanziell ordentliches Album interessant ergänzen. ‚The Moon’ alleine käme nicht über 2 ½ Punkte heraus, im Pack ohne Mehrkosten mit dem inzwischen sehr lieb gewonnenen Original gibt’s einen halben Stern Spass auf die ursprüngliche Wertung oben drauf.