The Bravery dürfte vielen Lesern des Medienkonverters bekannt sein, wenn nicht von Plattenkäufen, dann zumindest als Support-Act von Depeche Mode auf der letzten Deutschland-Tour. Auch wenn die Band durch ihr zeitlich und musikalisch passendes ersten Album dem englischen Wave-Revival der letzten Jahre zugeordnet und mit Block Party und den Editors in eine Schublade gesteckt wurden, sie kommen nicht von der Union Jack geprägten Insel sondern aus dem Big Apple, New York. Die amerikanische Herkunft wird mit dem neuen Werk ‚The Sun and the Moon’ schon eher deutlich. Von der Presse schon vorab zerrissen gefällt mir das, was hier abgeliefert wird jedoch viel besser als das gehypte Erstlingswerk. Was die Platte gut macht, ist die unglaublich entspannte Atmosphäre die über elf Songs in knapp vierzig Minuten vermittelt wird. Es scheint als ob Sam Endicott die Vocals in einem großen Korbstuhl in der kalifornischen Abendsonne mit einer großen Tüte zwischen den Fingern eingesungen hätte. Und wo’s dieses Wunderkraut gibt, das wüsste wohl so mancher Hörer gerne! Auch ändert sich die musikalische Ausrichtung des hier Dargebotenen. Weniger treibende Beats und Electronica wie noch auf ‚The Bravery’ lassen sich finden, sondern vielmehr multi-instrumentale Arrangements bei denen auch Streicher songgerecht eingesetzt werden. So einige Songs eignen sich bei diesem Album zum persönlichen Favoriten. Gut gewählt die erste Single: ‚Time won’t let me go’ bei der gesangliche, und auch nur (!) gesangliche Parallelen zu Robert Smith auffallen und mit der musikalischen Untermalung genauso zum heulen einladen wie so mancher Cure Song dies in den Achtzigern vermochte. Auffällig auch, dass in vielen Songs schemenhaft Erinnerungen an die Beach Boys und die mit ihnen verbundenen Surf-Sounds eingebunden werden. Ob in der herzergreifenden Ballade ‚The Ocean’ oder dem sich durch gut gewählte Harmonie-Folgen auszeichnende ‚This is not the end’. Dieser neue eher verspielte Ansatz gipfelt in ‚Bad Sun’ mit gepfiffenem Intro und locker-leichtem Drum-Pattern, das damit jedoch definitiv übers Ziel heraus schießt und besser als B-Seite zunächst in die Schublade hätte wandern sollen. ‚The Sun and the Moon’ lässt die alten Bravery, die in verrauchten, schlecht beleuchteten Kellern dreckige Post-Punk-Wave Stücke gewollt hinschlampten vermissen. Wer also genau diese Truppe geschätzt hat wird sich mit dem vorliegenden Album nie anfreunden. Die neuen Bravery, die zwischen Stadionhymnen und Strandromantik angesiedelt sind, wissen jedoch bestimmt eine Menge neue Hörer zu begeistern, die wiederum an der ersten Platte niemals Gefallen gefunden hätten. Vergisst man also diesen Wandel und beurteilt das Hier und Jetzt, dann ist zwar nicht das Album des Jahres herausgekommen aber eine musikalisch solide Produktion mit gekonnten Melodien auf jeden Fall. Wäre das bekanntermaßen schwierige zweite Album dem alten Stil treu geblieben, die Kritiker hätten es auch zerrissen…