Die letzten zwei Jahre können für die dänische Combo The Blue Van sicherlich als erfolgreich bezeichnet werden. Ihr Album "Man Up" wurde gefeiert, ihre Songs wurden für die iPad-Werbung und für Serien herangezogen und die Band tourte auch noch durch Asien. Wie sie es in all der Hektik geschafft haben, ein neues Album auf die Beine zu stellen, bleibt ein Rätsel. Doch nun ist es da. "Love Shot" heißt es, genauso wie die erste Singleauskopplung. Hatte sich die Band für "Man Up" noch die Retro-Psychedelic-Glitzerklamotten angezogen, wechselt das Quartett nun in die Arena des klassischen Rock. Dabei kratzt, schabt und nagt sie aber an etlichen weiteren, verwandten Genres, ohne dass es zu Kollisionen kommt. Schon der erste Song, "Mama's Boy", macht dies deutlich. Rock'n'Roll-Rhythmen, klassische E-Gitarre und hopsende Synthietöne. Was nicht zusammen passt, wird passend gemacht. Die Songs klingen wie auf modern getrimmte Versionen alter Rockhymnen aus den 70ern. Das Rezept ist simple, aber wirkungsvoll. Der Titelsong "Love Shot" mit seinem schleppenden Rhythmus und recht schlichten Refrain ist kein Oberhammer, aber er funktioniert. Es sei an dieser Stelle erwähnt, das sich noch wesentlich bessere Songs auf dem Album finden. Ok, die Ballade "Woman Of The Wrong Kind" gehört aufgrund ihres künstlich hochgehaltenen Schmalzfaktors nicht dazu, aber das nachfolgende "Loser Takes It All" pustet jede Rührseligkeit mit fetten Gitarren weg. Das Ding rockt. Genauso wie "Hole In The Ground", mit dem wir nun endgültig beim Rock der 60er und 70er angekommen sind. Die Doors-Orgel und der auf und ab spielende Bass in Kombination mit den bratzenden Gitarren zeigen echte Spielfreude, die einfach ansteckend ist. Ja, The Blue Van setzen auf neue Klänge, die zwar noch an das Vorgängeralbum erinnern, aber eine deutliche Umorientierung zeigen. Die Band spielt nun irgendwo zwischen Hendrix, T-Rex und Soundgarden, aufgebrezelt mit fettem Sound und humorvollen Texten sowie dem unverkennbaren und etwas hohen Gesang von Steffen Westmark. "Love Shot" ist ein Album, das wirklich Spaß macht. Ein mutiger Schritt, vor allem, wenn sich der gerade erst mit dem letzten Album der große Erfolg eingestellt hat. Es wäre daher nicht verwunderlich, wenn die Dänen auf ihrem nächsten Album zum Country wechseln, nur um wieder etwas Neues auszuprobieren.