Ein kleiner Dreher hat dafür gesorgt, dass diese CD bei uns erst jetzt ans Tageslicht gekommen ist. Dominic Sahs, der Kopf hinter The Blister Exists, kommt aus dem Kreis der Anhalt-EBM´ler und da ist es kein Wunder, dass „Raw“ bei Electric Tremor erscheint. Und klingt, wie man es erwartet. Was kein Vorwurf sein soll. Mit der Vorgängerband Judge:Dred konnte der Wahlschwede schon einige Achtungserfolge erzielen, bis im Herbst letzten Jahres in Zusammenarbeit mit der Schwedin Joanna Rein dann das Debüt erschienen ist. „Raw“ beginnt direkt mit dem Gastauftritt von „The Voice“ Johan Damm. Der ehemalige Sänger von Dupont konnte für den Opener als Gastsänger gewonnen werden. Und sorgt dafür, dass die Parallelen zu Pouppee Fabrikk direkt ins Auge fallen. Der Wechselgesang erinnert an den Klassiker „T.O.T.D.N.“ vom Album „Portent“, den Pouppee Fabrikk weiland mit Cat Rapes Dog eingespielt haben. Auch sonst scheint Pouppee Fabrikk eine starke Inspirationsquelle gewesen sein. Daher unterscheidet sich „Raw“ auch leicht von den meisten aktuellen Oldschool Veröffentlichungen. Das Album klingt rauer, härter und ist recht variabel in Sachen Geschwindigkeit. Was ich grundsätzlich positiv finde, leider gelingt es dem Duo aber nicht, den einzelnen Songs ein Gesicht zu geben. Abgesehen von dem erwähnte „Cold As Stone“ bleibt nur „Hacker“ hängen. Da helfen auch zweistimmiger Gesang, Texte in drei verschiedenen Sprachen und Songtitel, die man schon mal gehört hat (z.B. von Clock DVA, Funker Vogt oder Slipknot) nicht. Der Rest des Albums liefert gute Unterhaltung für Genre-Fans, aber der letzte Kick fehlt. Erwähnenswert ist vielleicht noch der um Gitarren ergänzte Crusader Mix von Killingfields“. Für einige Oldschool Freunde eine interessante Scheibe, wer für diesen Stil keinen Faible hat, wird eher weniger begeistert sein. Neugierige sollten auf der Label-Homepage vorbeischauen, Electric-Tremor offeriert „Raw“ dort knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung für nur 5 Euro.