The beautiful Disease wünschen uns mit ihrem bereits fünften Album „Have a nice dream“ schöne Träume und spendieren dazu Musik, die die nötige verträumte Atmosphäre schafft. Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich bisher nichts von der Band gehört hatte, weder den namen, noch die Musik. Deswegen war für mich die Entdeckung dieser CD ein betreten von völligen Neuland und ich kann leider keine Vergleiche ziehen und ob es eine Weiterentwicklung gibt. Innerhalb einer Stunde präsentieren die drei Bandmitglieder Musik, die sich aus den unterschiedlichsten Richtungen zusammensetzt, immer wieder in Teilen an andere Bands erinnert um im nächten Moment einen ganz anderen Eindruck zu erzeugen. The beautiful Disease sind dabei Chris Goellnitz (Gesang, Stimmen), Michael Schaffer (Gitarre) und Stanley Carr (Synthesizer, elektronische Percussion ) und grob kann man von Darkwave/Pop sprechen. Beginnend mit „Immortal Suicide“ präsentiert die Band wohl einen der schwerer zugänglichen Songs gleich zu Beginn ihres Albums. Zäh schleppend und düster kommen die ersten Töne aus den Boxen und ich fühle mich kurz an Radiohead erinnert. Das ändert sich mit den Gesang, der so völlig unvorhersehbar seltsam ist, daß ich im ersten Moment nicht wußte, ob nun ein Mänlein oder ein Weiblein oder doch so etwas wie ein Sopor hier singt. Leich quäckig, interessant betont und ganz unverkenntbar – wenn man sich an diesen Gesang gewöhnt hat, dann begeistert er bei jedem weiteren Hördurchlauf. Weswegen der Song dann schwer zugänglich ist ? Zum einen ist die Melodie wenig abwechslungsreich, der Gesangslinien sind recht anstrengend und ab der zweiten Hälfte des Liedes wechselt der Gesang in ein Sprechen und Chris Goellnitz klingt schwer nach Goethes Erben. Das wird auch unterstrichen durch die Tatsache, daß er plötzlich ins Deutsche gewechset hat und durch den Inhalt, denn wenn es um seltsame Selbstverletzung und einhergehende Gedanken geht, über die ein Mann leicht psychotisch referiert, dann ist der Erzähler doch meist Herr Henke selber. Deswegen ist dieses Erzählen etwas unnötig und läßt die CD nicht optimal beginnen. Es geht aber bergauf mit einem verspielten „Ladybird“ und einer traurigen Jahrmarktstimmung. Die Instrumentierung ist zurückhaltend, ein Glockenspiel trägt durch das Lied und der Hörer entschwimmt in eine eigene Welt. Die Vocals sind ab diesem Lied auch durchweg schön und unproblematischer als noch beim ersten Track. „Liquid Emily“ ist mein erster Anspieltip und das erste Lied, bei dem mal richtig was passiert.... Diejenigen, die in diese CD reinhören und bei dem Lied Langeweile attestieren, sollten von Beautiful Disease absehen. Allen anderen verspreche ich eine spacig-jazzige Atmosphäre, man schwingt mit, die Instrumentierung ist fast schon klassisch mit den Percussions und dem Bass (auch wenn beides aus der Konserve kommt) und der Sond mit 4 Minuten einer der kürzesten der CD und damit viel zu schnell vorbei. „Blütenleicht“ ist etwas sphärischer als sein Vorgänger, die Gesang zaghafter aber weiterhin bleibt es peppig schnell und die E-Gitarre tritt sogar soweit in Erscheinung, daß man sie erkennt, ohne genau hinhören zu müssen. Wer „Liquid Emily“ mochte, kann hier gleich weiterhören, das hohe Niveau wird gehalten. „Princess Never“ ist der ruhigste Titel (wenn man bei einer ansich langsamen CD noch unterscheiden will) und ist net, aber auch nur nett. Die „Blessmachine“ wird dem Hörer in einem zehnminütigen Track vorgestellt und am Anfang fühlte ich mich doch schwer an Jean Michel Jarre erinnert, wenn man von der sphärischen E-Gitarre absieht. Wavige Drums, verträumte Stimmung und gegen Ende kleinere Gitarrensoli Eskapaden machen diesen Song alles andere als leicht verträglich und fordern auch einiges an Nerven aber auf lange Sicht es einer der besten Songs auf dem Album (nur zum schnellen Reinhören denkbar ungeeignet). Auch „A sailor's tragedy“ braucht etwas Zeit. Sehr langsam und in sich gekehrt, traurig und doch wunderschön – ein weiteres gutes Lied auf der CD. „Amaryllis“ ist wieder so ein Lied, bei dem ich unweigerlich an eine andere Band denken muß. Wie David Tibet von Current 93 wird die fast bis zu Unkenntlichkeit gebremste Melodie von englischsprachigen Sprechgesang begleitet. Erschient mir die Annäherung an Goethes Erben im ersten Song noch etwas unnötig und fehl am Platz, so weiß „Amarylis“ wesentlich mehr zu überzeugen. Für die ruhigen Gemüter. „Planetenmelodie“ zeigen Beautiful Disease von ihrer peppigsten Seite (was nicht unbedingt was heißen muß). Ein verträumter Text über Sterne wird begleitet von verträumter Musik – die Beschreibung klingt etwas banal, trifft die Sache aber auf den Punkt. Richtig gut kommt dieses Lied mit Kopfhörern im abgedunkelten Raum, wie eigentlich auch der Rest der CD. Schnell schwebt man davon und die Musik benebelt und verzaubert voll und ganz. Anpieltip Nummer 2. „Have a nice Dream“ wünscht die Band dann mit dem letzten Lied – und schließt die CD mit einem von Akustikgitarre begleiteten Lied ab. Ganz klar Anspieltip Nummer 3, einer der schönsten Songs dieses sehr hochwertigen Albums und immer und immer wieder hörbar. Was bleibt mir noch am Ende anderes übrig, als dieser CD die Höchstnote zu geben ? Zwar ist nicht jedes Lied perfekt und besonders der erste Track doch recht anstrengend. Dafür erzeugen die Lieder in ihrer Gesamtheit eine wunderbare Stimmung und die CD wird den Player nicht so schnell verlassen.